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PORTRÄT RUDOLF SCHARPING RADSPORT-FUNKTIONÄR:: „Vielleicht mache ich weiter“

Seine Liebe zum Sattel stellte Rudolf Scharping schon zur Schau, als er mit Jan Ullrich durch die Alpen radelte. Das geschah, als „Ulle“ noch ein Volksheld war und Nähe zu ihm Glanz auf einen durch eine Pool-Affäre ramponierten Politiker werfen konnte.

Seine Liebe zum Sattel stellte Rudolf Scharping schon zur Schau, als er mit Jan Ullrich durch die Alpen radelte. Das geschah, als „Ulle“ noch ein Volksheld war und Nähe zu ihm Glanz auf einen durch eine Pool-Affäre ramponierten Politiker werfen konnte. Jetzt erweist sich Scharping als einer mit Liebe zum Sessel. Der aktuelle Präsident des Bundes deutscher Radfahrer nahm seine Ende Februar gemachte Ankündigung, nicht für eine erneute Wiederwahl kandidieren zu wollen, kurzerhand zurück.

Wenn „bestimmte Voraussetzungen im Verband erfüllt sind, mache ich weiter“, sagte er am Donnerstag. Acht Jahre hatte er als Präsident Zeit gehabt, solche Voraussetzungen herzustellen. Warum ihm dies nicht gelang, wollte Scharping bei telefonischer Nachfrage des Tagesspiegels nicht sagen. Über sein Programm für die nächste Amtszeit wollte er auch nicht reden.

Seine vermutliche Herausforderin Sylvia Schenk wirkt substanzieller. Die Vorgängerin von Scharping im Amt hat zwar noch nicht offiziell ihre Kandidatur verkündet, doch falls sie antritt, sind ihr zwei Punkte wichtig: „Eine aktivere Antidopingpolitik, die auf Prävention setzt und nicht nur darauf wartet, dass der Gesetzgeber ein Antidopinggesetz verabschiedet. Und eine stärkere Einbindung aller Radsportler, auch der vielen Breitensportler, in die Entscheidungsfindungen.“ Bezüglich der Dopingaufarbeitung hält sie das Modell der holländischen Wahrheitskommission für attraktiv. „Das stünde auch Deutschland gut zu Gesicht.“

Mit Scharping würde die alte Linie des Unterdentischkehrens von Problemen wohl fortgesetzt werden. Lange Zeit hatte er an dem wegen Wissens um Doping umstrittenen Verbandsfunktionär Burkhard Bremer festgehalten. Aufklärung der Vergangenheit war seine Sache nicht. Bei den Reformbestrebungen im internationalen Radsport vermisste man den BDR. Und nicht einmal die von Scharping selbst gern herausgestellten Geschäftskontakte zu asiatischen Unternehmern führten zu einer Blüte im deutschen Radsport. Statt hier zu investieren, zog die in Stuttgart ansässige Europaabteilung des taiwanesischen Radherstellers Merida ein Kosponsoring beim italienischen Lampre-Rennstall vor.

Es fragt sich: Wer im Radsport braucht Rudolf Scharping, abgesehen vielleicht von UCI-Präsident Pat McQuaid, der angesichts der Präsidentenwahl im Weltverband nationale Verbände mit Reformeifer fürchten muss?

Tom Mustroph

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