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PORTRÄT RUMJANA SCHELEVA AUSSENMINISTERIN BULGARIENS:: „Ich habe nichts zu deklarieren“

Bekommt die EU eine Gangsterbraut aus Bulgarien als Kommissarin?

Rumjana Scheleva lacht gern und viel. Dass sie auch über ein starkes Harmoniegefühl verfügt, demonstrierte Bulgariens Außenministerin Anfang November durch eine Tanzeinlage in der Abendshow VIP Dance des privaten Fernsehkanals Nova TV. Die 40-jährige Doktorin der Soziologie legte im glitzernden Ballkleid und mit blonder Mähne einen graziösen Rumba aufs Parkett. Es war für einen guten Zweck.

Nun ist sie als EU-Kommissarin für internationale Zusammenarbeit, humanitäre Hilfe und Krisenreaktion nominiert und einige Kritiker äußern Zweifel, ob sie die Kompetenz besitze, die Union in schwierigen Missionen gut zu vertreten. Im Verlaufe ihres halben Jahres als Außenministerin hat sie außer einem USA-Besuch und einer Papst-Audienz kaum Akzente gesetzt. Von Anfang an war sie von Ministerpräsident Boiko Borissov als Übergangsfigur und als künftigen EU-Kommissarin präsentiert worden. Am 12. Januar 2010 wird sie das EU-Parlament von ihrer Kommissionswürdigkeit überzeugen müssen.

Ihren Bildungsweg vom deutschen Gymnasium in Burgas am Schwarzen Meer über das Sozialpädagogikstudium in Sofia bis zur Verteidigung ihrer Dissertation „Soziale Deutungsmuster von Unternehmern in der Transformationsökonomie“ an der Universität Magdeburg im Jahr 2003 dokumentiert Scheleva auf ihrer Website so lückenlos wie ihre Delegationsreisen als EU-Parlamentarierin von 2007 bis 2009. Ein in der Öffentlichkeit kursierender „alternativer“ Lebenslauf nennt eine breite Palette von Firmen, in denen sie seit 1995 als Führungskraft oder Teilhaberin gewirkt haben soll; von an der Privatisierung von Staatsbetrieben beteiligten Investitionsfonds über eine Chemiefabrik bis hin zur Unternehmensberatung Global Konsult. Angesichts dessen fiel die obligatorische Deklaration der Vermögensverhältnisse der Ministerin für 2008 erstaunlich bescheiden aus: „Ich habe nichts zu deklarieren“, steht dort in allen Rubriken.

Mitte Dezember meldete der grüne EU-Abgeordnete Daniel Cohn-Bendit Interesse an der Geschäftstätigkeit ihres Gatten an. Bis August 2009 war Krassimir Schelev in Burgas Chef der Zentralna Kooperativna Banka (ZKB), die zum als zwielichtig geltenden Unternehmenskonglomerat TIM gehört. Als eine Tageszeitung daraufhin fragte, ob „eine Gangsterbraut“ EU-Kommissarin werde, drohte Scheleva mit einer Verleumdungsklage.

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