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PORTRÄT SARAH WAGENKNECHT PDS-EUROPAABGEORDNETE:: „Mich kann man nicht kaltstellen“

Wenn man die Frau nur ein wenig zügeln könnte. Dann gäben Oskar Lafontaine, Gregor Gysi und Sarah Wagenknecht – ein (zumindest) unterhaltsames neues Spitzentrio der Linken ab.

Von Antje Sirleschtov

Wenn man die Frau nur ein wenig zügeln könnte. Dann gäben Oskar Lafontaine, Gregor Gysi und Sarah Wagenknecht – ein (zumindest) unterhaltsames neues Spitzentrio der Linken ab. In eine solche Position, nämlich die einer stellvertretenden Links-Chefin, sähen die Nachnachnachfolger der SED die intellektuelle Spitze der kommunistischen Linken-Hardliner, Sarah Wagenknecht, gern aufgerückt. Und auch jeder gute Showmaster müsste für eine solche Lösung stimmen: Die beiden älteren Herren im Studio, Frau Wagenknecht rechts und links einrahmend, während sie im schwarzen Etuikleid zur letzten Revolution der international Geknechteten gegen den Multikapitalismus aufruft. Das hat doch was Prickelndes, oder?

Ob es auch dazu kommt, dass der Linken-Parteitag im Mai Sarah Wagenknecht zur Führungsfigur wählt, ist noch längst nicht ausgemacht. Sie selbst, fernab des deutschen Alltags zwischen Brüssel und Straßburg pendelnd und im EU-Parlament die Ungerechtigkeit des Systems entlarvend, hat sich nicht einmal selbst entschieden. Bisher meldet das „Neue Deutschland“ allenfalls von einem Briefverkehr aus Karlshorst.

Und schon allein dieser Briefverkehr hat Wagenknechts innerparteiliche Gegner gehörig auf den Plan gerufen. Weil Wagenknecht nicht und um keinen Preis irgendwo im Kapitalismus mitregieren will. So manch anderer in ihrer Partei hingegen schon. Weil Wagenknecht sagt, dass sie die von einer Mauer umrahmte DDR ganz sinnvoll und auch gerecht und letztlich in Ordnung fand. So mancher in ihrer Partei an den Schießbefehl hingegen nicht gern erinnert wird. Und schließlich, weil die Linke mit Wagenknecht an der Spitze irgendwie rückwärtsgewandt und stalinverliebt erscheinen würde. Und da gibt es viele in ihrer Partei, die davon überhaupt nicht begeistert sind.

Oder vielleicht gibt es doch einen? Lafontaine, heißt es, sei ob einer Nominierung der schönen Ultra-Kommunistin gar nicht so unglücklich. Wenn’s denn stimmt, geriete das einmal mehr zum Beleg für die Cleverness des Linken-Bosses. Schließlich muss dem unbedarften Politik-Konsumenten ein Lafontaine doch geradezu gemäßigt rechts-sozialdemokratisch erscheinen, wenn neben ihm eine Enkelin des Stalinismus sitzt. Und auf ein solches Bild kann man getrost wetten. Denn eins ist bei Sarah Wagenknecht gewiss: Man kann sie weder zügeln noch kaltstellen.

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