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PORTRÄT STEFFI JONES FUSSBALLERIN:: „Ich heiße euch alle willkommen in Deutschland“

Sie verbreitet ein neues Bild von Deutschland: Eine Farbige vertritt die Bundesrepublik in aller Welt als Sonderbotschafterin des deutschen Fußballs. In diesen Wochen reist Steffi Jones rund um die Erde und lädt die Nationen, deren Teams sich für die Frauen-Fußball-WM in diesem Sommer qualifiziert haben, nach Deutschland ein.

Sie verbreitet ein neues Bild von Deutschland: Eine Farbige vertritt die Bundesrepublik in aller Welt als Sonderbotschafterin des deutschen Fußballs. In diesen Wochen reist Steffi Jones rund um die Erde und lädt die Nationen, deren Teams sich für die Frauen-Fußball-WM in diesem Sommer qualifiziert haben, nach Deutschland ein. Sie ist die Präsidentin des Organisationskomitees.

In keinem anderen Land ist diese Rolle passender als in den USA, wo sie am Montag auftrat. Die 38-Jährige hat in beiden Ländern in der Profiliga gespielt. Sie besitzt beide Pässe, schon von Haus aus. Ihre Mutter ist Deutsche, in Frankfurt am Main ist sie zur Welt gekommen. Ihr Vater war damals als US- Soldat in Deutschland stationiert. Er verließ die Familie, als Steffi drei Jahre alt war. „Schoko“ haben ihre Mitspielerinnen sie in ihrer aktiven Zeit gerufen: ein Ausweis, dass man auch in Deutschland liebevoll mit Menschen anderer Hautfarbe umgehen kann – und zugleich, dass multikulturelles Zusammenleben keine Selbstverständlichkeit ist.

In Amerika rennt eine Steffi Jones offene Türen ein. Unter Mädchen ist „Soccer“ inzwischen die populärste Sportart. American Football gilt als raues Kampfspiel für Jungens. Die Frauenfußball-Nationalmannschaft hat den Rang von Nationalheldinnen. Zwei Mal wurden sie Weltmeisterinnen, drei Mal Olympiasieger. Hollywood hat ihnen mit dem Film „Dare to dream“ ein filmisches Denkmal errichtet. Auch die Obama-Töchter Malia und Sasha spielen Soccer. Und der gängige Spitzname für eine Mutter, die ihre knappe freie Zeit damit verbringt, die Kinder zu diversen Sportveranstaltungen zu fahren, lautet „Soccer Mom“, nicht Baseball, Basketball oder Football Mom.

In den USA ruft Jones’ Lebensgeschichte zudem Bewunderung hervor. Sie hatte keine leichte Kindheit, das Geld war knapp. Der Erfolg im Sport und die Ersatzväter, die sie in den Vereinen traf, halfen ihr, ihren Weg zu finden. Es hätte auch anders ausgehen können, wie sie selbst bekannt hat. Der Schock, als sie als Kind bei einem Kaufhausdiebstahl erwischt wurde, war ihr eine Lehre. Sie hat die Schwierigkeiten besser gemeistert als ihre beiden Halbbrüder aus anderen Beziehungen ihrer Mutter. Der Ältere hatte zeitweise Drogenprobleme, der Jüngere wurde US-Soldat und verlor bei einem Anschlag im Irak beide Beine. Mit einer Deutschen wie Steffi Jones können Amerikaner sich besonders gut identifizieren. Christoph von Marschall

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