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PORTRÄT TONY BLAIR EX-PREMIER GROSSBRITANNIENS:: „Ich komme nach Sedgefield zurück“

Tony Blair will EU-Präsident werden. Großbritannien steht hinter ihm. Doch in Brüssel ist ein anderer Kandidat im Gespräch.

Den Segen der Briten hat er. Aus dem Londoner Foreign Office, dem Außenministerium, heißt es, Tony Blair sei „perfekt geeignet“ für den „neuen Job“. Blairs Sprecher stellt die Ambitionen seines Chefs für den „neuen Job“ ebenfalls nicht in Abrede. Und selbst bei den oppositionellen Konservativen war zu hören, dass deren Chef David Cameron den früheren britischen Premier auf seinem Weg Richtung Brüssel unterstützen würde – was die Tories allerdings anschließend dementierten. Es ist dennoch ein offenes Geheimnis, dass Blair demnächst Präsident der EU werden will. Allerdings gibt es zwei Probleme für den Aspiranten: Erstens gibt es das Amt noch gar nicht, und zweitens könnte Blair noch ernsthafte Konkurrenz bekommen.

Als er vor gut zwei Jahren den Rücktritt vom Amt als Premierminister ankündigte, begab er sich dazu in seinen nordenglischen Wahlkreis. „Ich komme nach Sedgefield zurück“, sagte er im Mai 2007, „wo meine politische Reise begann und wo sie enden wird.“

Schon damals war klar, dass Blairs Karriere keinesfalls in Sedgefield enden würde. Einen Monat später wurde der Erfinder von „New Labour“ zum Sondergesandten des Nahostquartetts ernannt. Bevor er seinem Nachfolger Gordon Brown die Amtsgeschäfte in der Downing Street übergab, trat er noch eine Abschiedstournee an, die ihn nach Paris und Washington führte. In der französischen Hauptstadt beschwor er damals mit dem frisch gewählten Präsidenten Nicolas Sarkozy die europäische Einheit. Bei seinem Abschiedsbesuch in Washington verteidigte Blair Seite an Seite mit US-Präsident George W. Bush noch einmal nachträglich den gemeinsamen Feldzug gegen den Irak.

Blair selber ist sich wohl bewusst, dass ihm heute längst nicht alle in der EU seinen Einsatz für den Waffengang gegen den Irak verziehen haben. Dennoch strebt er offen wie kein anderer Kandidat das Amt des EU-Präsidenten an – ein Posten, der im Lissabon-Vertrag vorgesehen ist. In dieser Woche sagte die britische Europaministerin Glenys Kinnock, dass die britische Regierung die Kandidatur Blairs für den neuen europäischen Top-Job unterstützen würde. Glaubt man der Brüsseler Gerüchteküche, dann ist derzeit allerdings eher der ehemalige spanische Premierminister Felipe Gonzalez der Favorit für den Posten. Und auch die Unterstützung von Kanzlerin Angela Merkel für Blair scheint nicht gerade von Herzen zu kommen. Albrecht Meier

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