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PORTRÄT WALTER VELTRONI LINKSPOLITIKER IN ITALIEN:: „Das wird eine wundervolle Geschichte“

Wenn sich der „Traum eines politischen Lebens verwirklicht“ und dies auch noch genau zu dem Zeitpunkt, den man persönlich als optimal einschätzt, dann darf man ruhig etwas pathetischer formulieren. Walter Veltroni tut es.

Wenn sich der „Traum eines politischen Lebens verwirklicht“ und dies auch noch genau zu dem Zeitpunkt, den man persönlich als optimal einschätzt, dann darf man ruhig etwas pathetischer formulieren.

Walter Veltroni tut es. Schon vor der Parlamentswahl 2006, in der es gegen Silvio Berlusconi gehen sollte, hatten ihm Italiens Linke buchstäblich rote Teppiche vor die Haustür gebreitet. Aber Roms Bürgermeister wollte noch nicht. Er hatte Zeit. Jetzt, am Sonntag, hat der 52-Jährige exakt den Sieg errungen, den er sich für seinen großen Einstieg in die Staatspolitik gewünscht hat. Er ist von der Basis zum Chef der neuen, frisch vereinten Demokratischen Partei gekrönt worden, zum Anführer des regierenden Mitte-links-Lagers.

Veltroni ist zwar in der kommunistischen Jugend aufgewachsen, wurde aber nie zu einem Mann jenes Ideologie- und Nomenklatura- Apparats, der Italiens Linke zum Teil bis heute lähmt. Als Chefredakteur der Parteizeitung „L’Unità“ (1992) erweiterte er das graue Politblatt um eine Kulturbeilage; er legte Fußballersammelbildchen bei, Videokassetten, einmal sogar die Bibel. Und pflegten sich Vorgänger mit intellektuell-kommunistischem Grimm stolz in ihr Büro einzuschließen, so ging Veltroni bei seinem Amtsantritt erst einmal alle umarmen, vom Redaktionsboten bis zu seinem Vize.

Diesem Rezept ist Veltroni als Bürgermeister von Rom – gewählt 2001, triumphal bestätigt 2006 – treu geblieben. Er hat die Stadt kulturell geöffnet und ihr damit mehr Lebensqualität, Flair vor allem, verschafft. Der Cineast und Schöngeist schreibt auch Romane.

Das gezielt-unbefangene Umarmen hat Veltroni beibehalten. Politische und menschliche Polarisierungen baut er ab, wo immer er kann. Beim „Modell Rom“ ist ihm das gelungen; manchmal übertreibt er aber: Während des Wahlkampf hat er sogar die Ehefrau Berlusconis, Veronica Lario, in die Demokratische Partei eingeladen: „Sie ist eine Person von großer intellektueller Selbstständigkeit.“ Frau Berlusconi dankte höflich für die Komplimente, lehnte aber ab.

In Romano Prodis erstem Kabinett (1996 bis 1998) war Veltroni Kulturminister, danach Parteichef der Linksdemokraten. Prodi sagt heute: „Ich und Walter sind politisch zusammen geboren und groß geworden.“ Historisch stimmt das nicht ganz; Prodi hat es wohl eher als Beschwörungsformel gemeint: Schließlich ist Veltroni ihm nun parteipolitisch über den Kopf gewachsen. Paul Kreiner

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