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© dpa

PORTRÄT WOLFGANG REITZLE CONTI-AUFSICHTSRATSCHEF:: „Man muss sehr konzentriert sein“

Er ist immer im Gespräch, wenn es um Spitzenjobs in der deutschen Wirtschaft geht. Nun hat er einen wahren Höllenjob

Was kann man sich als Manager noch wünschen, wenn man bei jeder Personalsuche auf einer Chefetage als Spitzenkandidat gehandelt wird? Wolfgang Reitzle müsste also wunschlos glücklich sein. Denn der 60-jährige Chef des Dax-Konzerns Linde hätte in seiner an Spitzenjobs nicht armen Karriere schon etliche Male noch höher aufsteigen können. Hätte. Hinter diesem Konjunktiv versteckt sich wohl Reitzles größter Wunsch: Einmal will er noch die ultimative Herausforderung, einen Knochenjob, der ihm kein Geld, aber Ruhm und Ehre einbringt.

Der Aufsichtsrat des Autozulieferers Continental hat am Montag die Voraussetzung geschaffen, damit der Wunsch in Erfüllung gehen kann: Das Gremium wählte ihn zum Vorsitzenden. Ein Posten „zwischen Höllenjob und Himmelfahrtskommando“, wie das „Manager-Magazin“ schrieb. Nach dem dramatischen Machtkampf zwischen dem Autozulieferer und seinem Großaktionär Schaeffler soll Reitzle das, was in den vergangenen Monaten nicht zusammengepasst hat, zusammenführen.

Der von der Personalberatung Kienbaum jüngst zum besten Manager Deutschlands Gewählte kennt sich in der Branche aus. Fast wäre der gebürtige Bayer – Markenzeichen: Menjoubärtchen – in den 90er Jahren BMW-Chef geworden. Weil zwei Mal nichts daraus wurde, wechselte er zu Ford. Später machte Reitzle, der mit der TV-Journalistin Nina Ruge verheiratet ist, den Industriegasehersteller Linde zum Weltmarktführer und Liebling der Börse. Und nun dazu Conti: Der einst vom Kapitalmarkt gefeierte Konzern ist wegen der Übernahme der früheren Siemens-Tochter VDO hoch verschuldet. Im August 2010 wird ein Kredit von 3,5 Milliarden Euro fällig. Der Großaktionär Schaeffler, der knapp die Hälfte der Conti-Aktien hält, ist in Schieflage geraten. Weitere 40 Prozent sind bei Banken geparkt.

Mit 80 000 Euro ist der Posten bei Conti mager dotiert, die Mandate bei Kion und der Telekom, die Reitzle aufgibt, waren lukrativer. Dafür locken nun Ruhm und Ehre. Die Aufsicht über die Aufräumarbeiten bei Conti, der Interessenausgleich zwischen den Gewerkschaften und der Kapitalseite, die Erfüllung politischer Erwartungen – all das umfasst Reitzles neuer Zweitjob. „Man muss sehr konzentriert sein“, sagt Reitzle über seinen Lieblingssport Golf. Bei Conti wird Deutschlands Vorzeigemanager sein Handicap noch verbessern können.

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