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Prozessauftakt im fall Jonny K.: Die Angeklagten verbergen ihre Gesichter.

© Reuters

Prozessauftakt im Fall Jonny K.: Wahrheit und Kurzschluss

In den Augen der Öffentlichkeit galt bislang derjenige als der Hauptschuldige im Fall Jonny K., der am weitesten geflohen war. Doch das könnte sich im Laufe des Prozesses als Kurzschluss erweisen.

Die Tage nach dem Tod von Jonny K. waren die Zeiten des ungezügelten Zorns. Das Opfer grausam erschlagen, die Angehörigen erschüttert, die Täter teils geflohen, teils freigelassen und beim Spazierengehen im Park mit der Freundin zu sehen – so etwas ist nur schwer zu ertragen. Frank Henkel sprach damals aus, was wohl viele dachten und empfanden, was aber als Beitrag eines Innensenators auch nur schwer zu ertragen war: „Ich will das nicht verstehen.“

Das Gegenteil davon brachte die Schwester des Opfers am ersten Prozesstag zum Ausdruck, als sie sagte: „Ich will, dass die Wahrheit rauskommt.“ Und genau darum geht es vor Gericht, nicht um Rache, nicht um Gerechtigkeit, sondern um Recht, das gesprochen wird auf der Basis der Erkenntnis. Es wird nicht leicht sein, den Tatbeitrag jedes einzelnen Angeklagten zweifelsfrei zu belegen.

Was aber schon gleich zu Beginn deutlich wird, ist ein Kurzschluss, dem damals, in den Tagen des Zorns, viele erlagen: Derjenige, der am weitesten geflohen war, ist nicht zwangsläufig auch derjenige, der am schlimmsten und folgenschwersten geschlagen und getreten hat in jener Nacht. In einem Rechtsstaat ist Zeit, das zu klären.

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