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Meinung: Reich genug für die Bombe

Nordkorea hat auf Atomwaffen verzichtet – und baut sie doch

We killed the wrong pig“, soll Winston Churchill kurz nach dem Zweiten Weltkrieg gesagt haben. Nazideutschland war mit Blut, Schweiß und Tränen niedergerungen worden. Doch plötzlich erschien die neue Bedrohung durch die Sowjetunion, bis eben noch Kriegsalliierter, die nun ihren Machtbereich aggressiv ausdehnte und bald auch über Atomwaffen verfügte, weit größer.

Gestern erlebte Amerika einen ähnlichen Schock. Präsident Bush bereitet einen Krieg gegen Saddam Hussein vor, um ihn zum Verzicht auf Massenvernichtungswaffen zu zwingen und ihn insbesondere an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Doch dann kam aus Nordkorea das überraschende Eingeständnis, dass die Regierung in Pjöngjang seit Jahren heimlich weiter an ihrem Atomwaffenprogramm arbeitet – obwohl sie den Sperrvertrag unterzeichnet hat und gegen die speziellen Abkommen mit den USA, die für den vereinbarten Verzicht auf das Nuklearprogramm großzügige Hilfe bei Nahrungsmitteln und Energie leisten.

Bereitet Bush den falschen Krieg vor: gegen Saddam, der noch gar keine Atomwaffen hat und nur Trägerraketen mit geringer Reichweite besitzt? Zeigt sich nun, dass Nordkorea eben doch ein Schurkenstaat ist – und viel gefährlicher als der Irak, weil das Land bereits Trägerraketen mit tausend Kilometer Reichweite erfolgreich getestet hat, waffenfähiges Plutonium für mehrere Bomben besitzt und womöglich sogar bereits ein oder zwei fertige Atomwaffen?

Ja, Bush hat ein Problem. Noch größer aber müsste der Schock für alle sein, die Bushs Irak-Politik als Abenteurertum angegriffen haben. Die sagten, man müsse erst einmal alle friedlichen Wege zur Rüstungskontrolle erproben – mit Zuckerbrot und Peitsche: Diplomatie, politischer und wirtschaftlicher Druck bis hin zum Handelsembargo, aber auch attraktive Hilfsangebote, um ein Land zu bewegen, freiwillig auf atomare, biologische und chemische Waffen zu verzichten.

Genau das wurde in Nordkorea versucht. Mit viel Dialog und milliardenschwerer Unterstützung haben Südkorea und Amerika die Armutsdiktatur in Pjöngjang dazu gebracht, das Nuklearprogramm offiziell zu beenden. Dieser Ansatz ist in Korea gescheitert. Das Resultat sind Unsicherheit, Unzuverlässigkeit und ein wachsender Zweifel, ob sich die Verbreitung von Atomwaffen überhaupt gütlich eindämmen lässt – oder nur durch Härte, notfalls auch militärische.

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