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Schicksalsfrage für Obama: Arbeit, Arbeit, Arbeit

Barack Obama muss neue Jobs schaffen – oder er wird nicht wiedergewählt.

Der Sommer war lang, und bis zu Hurrikan „Irene“, der mehr als 40 Bürgern das Leben kostete, erlebte Amerika einen schönen Sommer. Nun werden die Menschen auch politisch in die raue Wirklichkeit zurückgeholt. Normalerweise beschert der September der Nation ein letztes unbeschwertes Sommervergnügen. Die Football-Saison beginnt. Und der erste Montag ist arbeitsfrei, Labor Day. Dann feiern die USA den Tag der Arbeit, nicht wie Europa am 1. Mai. Doch 2011 beginnt das verlängerte Wochenende mit einer Schocknachricht: Im August kamen fast keine neuen Jobs hinzu. Die Arbeitslosenrate verharrt bei unerträglichen 9,1 Prozent – in einem Land, das eine Quote zwischen vier und fünf Prozent gewohnt war und Massenarbeitslosigkeit für eine „europäische Krankheit“ gehalten hatte.

Der Arbeitsmarkt wird zur Schicksalsfrage für Barack Obama und seine Aussichten auf eine zweite Amtszeit. Seit 70 Jahren ist kein Präsident wiedergewählt worden, wenn die Arbeitslosenrate über 7,2 Prozent lag. Diese Statistik stimmt, besagt aber nicht viel. Ronald Reagan erzielte 1984 einen Erdrutschsieg, obwohl die Quote bei 7,2 Prozent lag. Das legt nahe: Man kann in den USA auch in schlimmerer Lage wiedergewählt werden. Das gelang Franklin Delano Roosevelt. Er hatte die Regierung wie Obama in einer schweren Rezession übernommen und wurde 1936 und 1940 im Amt bestätigt trotz 16,6, bzw. 14,6 Prozent Arbeitslosigkeit. Ausschlaggebend war: Die Bürger schöpften Hoffnung. Die Lage war schlecht, aber die Mehrheit glaubte, dass ihr Präsident sie in die richtige Richtung führt.

Das ist heute anders. Deshalb stehen die Chancen für Obama schlechter als für Reagan und Roosevelt. Aussichtslos ist es aber auch jetzt nicht. Obama hat besser als seine republikanischen Herausforderer verstanden, was die drei wichtigsten Themen 2012 sein werden: Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit. Wenn der Kongress aus der Sommerpause zurückkehrt, will er im Parlament eine Rede halten mit Vorschlägen, wie mehr Arbeitsplätze entstehen können: Steuervergünstigungen für Konzerne, die Jobs schaffen, öffentliche Nachfrage durch Straßenbau und Anreize zum Umsteigen auf saubere Energien.

Die Republikaner haben ihm stattdessen im Juli und August eine Debatte über die Schuldenobergrenze aufgezwungen. Und nun verweigerten sie ihm den Wunschtermin für seine Rede – ein präzedenzloser Vorgang in Amerikas Geschichte. Statt am Mittwoch, wo die konservativen Präsidentschaftskandidaten eine TV-Debatte abhalten und gleich im Anschluss an die Rede Obamas hätten antworten können, muss der Präsident am Donnerstag sprechen – in Konkurrenz zum ersten Spiel der Football-Liga.

Reagan und Roosevelt triumphierten dank ihrer Führungskraft. Obama erscheint führungsschwach. Doch die Republikaner wirken laut Umfragen noch abstoßender. Im öffentlichen Bild legen sie es vor allem darauf an, Obama zu schaden – statt darauf, den Bürgern zu helfen.

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