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Meinung: …Türkei

über einen Abschiebefall, der noch mehr Interesse findet als Metin Kaplan, der „Kalif von Köln“ Gebannt verfolgten viele Türken diese Woche am Fernseher, wie ein 51-Jähriger in Begleitung von Polizisten aus dem Ausland auf Istanbuls Flughafen landete und sofort festgenommen wurde. Bei dem in die Heimat Abschobenen handelte es sich aber nicht um den Islamistenführer Metin Kaplan, sondern um den Mafia-Boss Alaattin Cakici.

über einen Abschiebefall, der noch mehr Interesse findet als Metin Kaplan, der „Kalif von Köln“ Gebannt verfolgten viele Türken diese Woche am Fernseher, wie ein 51-Jähriger in Begleitung von Polizisten aus dem Ausland auf Istanbuls Flughafen landete und sofort festgenommen wurde. Bei dem in die Heimat Abschobenen handelte es sich aber nicht um den Islamistenführer Metin Kaplan, sondern um den Mafia-Boss Alaattin Cakici.

Cakici ist der berüchtigste Gangster der Türkei. Er soll seine Ex-Frau und viele andere Menschen umgebracht haben. Dem Paten werden auch beste Verbindungen zum Staatsapparat und zum Geheimdienst MIT nachgesagt. Cakici gehört zu einer Riege rechtsextremer Gewalttäter, derer sich die türkischen Sicherheitsbehörden in den neunziger Jahren bedienten, um angebliche Staatsfeinde auszuschalten – wofür sie freie Hand etwa im Drogenhandel erhielten. Ans Licht kam der Filz durch einen Verkehrsunfall 1996 in der westtürkischen Stadt Susurluk. Ein Politiker, ein Gangster und ein hoher Polizeibeamter wurden aus den Trümmern des Wagens gezogen, in dem sie gemeinsam unterwegs waren.

Auch an Manipulationen beim Verkauf einer Staatsbank unter dem damaligen Regierungschef Mesut Yilmaz soll Cakici beteiligt gewesen sein. Yilmaz wird vorgeworfen, er habe Cakici beauftragt, unwillkommene Kaufinteressenten abzuschrecken; der Ex-Premier soll wegen des Skandals bald vor Gericht gestellt werden. 1998 floh Cakici erstmals ins Ausland und wurde kurz darauf von Frankreich an die Türkei ausgeliefert.

In diesem Frühjahr setzte sich Cakici von Antalya über Rhodos in den Westen ab. Im Juli wurde er in Österreich gefasst – er trug einen Sonderausweis des Geheimdienstes bei sich, der auf den Namen eines früheren MIT-Agenten lautete. Vor seiner Flucht soll er für die Renovierung des Sommerhauses eines hohen Richters bezahlt haben, um einen gegen ihn laufenden Prozess zu beeinflussen. Nach Presseberichten konnte Cakici fliehen, weil er vor einem bevorstehenden Haftbefehl gewarnt worden war.

Bald steht Cakici erneut vor Gericht. Die ganze Türkei wartet aber weniger auf die Aufklärung diverser Gewalttaten als auf Klarheit über die Verbindungen des Paten zum Staat. Einen kleinen Vorgeschmack gab es kürzlich, als Sedat Peker festgenommen wurde, ein anderer prominenter Gangster. Da tauchten die Namen so vieler Polizisten und Justizbeamten als mutmaßliche Komplizen auf, dass Sonderermittler eingesetzt wurden. Unterweltkönig Cakici ist noch eine Nummer größer, sein verschlüsseltes Adressbuch soll 500 brisante Namen enthalten. Die Türken wetten, welche.

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