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Umfragewerte: SPD - ganz unten

Manche Umfragen muss man ernst nehmen, andere eher nicht. Die SPD hat gerade ihren historischen Tiefstand erreicht. Doch muss das jemanden interessieren?

Es gibt Umfragen, die man ernst nehmen muss, und solche, die eher nicht. In der jüngsten "Stern"-Umfrage sind die Sozialdemokraten auf ein historisches Tief abgesackt. 24 Prozent sind eine Zahl, die, wäre sie zum Nennwert zu nehmen, den Status der SPD als Volkspartei in Frage stellen müsste.

Nun ist das mit dem Nennwert aber so eine Sache. Als mathematischer Ausdruck eines Stimmungsbilds sind die 24 Prozent vermutlich sogar realistisch. Die Union profitiert von gelungenen Auftritten ihrer Kanzlerin auf internationaler Bühne, die SPD spielt in der großen Koalition bestenfalls die zweite Geige. Die spielt sie obendrein missgelaunt. Über Kurt Beck, den Provinzfürsten, der sich als Parteichef übt, sind sie in der SPD wochenlang selbst unglücklich gewesen. Den Mindestlohn-Kompromiss hat der Arbeitsminister mit unterzeichnet und direkt danach für ungenügend erklärt. Wer sich selbst derart klein und wirkungslos macht, darf sich nicht wundern, wenn seine Anhänger zum gleichen Urteil kommen.

Die wichtigere Frage ist, ob die Zahl nur eine Momentaufnahme widerspiegelt oder aber einen Trend, der sich verfestigt. Die Antwort liegt zu nicht geringem Teil in der Hand der SPD selbst. Zum Beispiel muss sie sich entscheiden, ob sie die zweite Halbzeit der großen Koalition als innere Opposition absolviert will oder als Regierungspartei. Sie wird sich entscheiden müssen, ob sie Beck stützt - wie gerade erst beim Programmkongress in Hannover - oder den Mann aus Mainz doch eher peinlich findet. Die SPD muss die 24 Prozent nicht so ernst nehmen, wenn sie sie ernst nimmt.

Ein Kommentar von Robert Birnbaum

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