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Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz kann sich freuen.

© dpa

Wahl in Hamburg: Übers Hanseatische hinaus

Hamburger Fingerzeige: Die Wahl wird doch so einiges aussagen für den Bund. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Es geht bei Olaf Scholz nur noch um die Höhe des Sieges, nicht mehr darum, ob er die Wahl in Hamburg gewinnt. Und an der Höhe bemisst sich sein bundespolitischer Einfluss. Man stelle sich vor, die SPD verteidigt die absolute Mehrheit! Dann wird auch sein Selbstvertrauen weiter wachsen, weit übers Hanseatische hinaus.

Scholz ist stark, weil die CDU schwach ist

Was die traditionell feine zurückhaltende Art angeht: Nach der Wahl muss Scholz gar nicht mehr viel tun, um alle entscheidenden Sozialdemokraten wissen zu lassen, dass er bereitsteht für die Führung im Bund – allerdings für die Zeit nach der nächsten Bundestagswahl. Wer will schon gegen Angela Merkel antreten und verlieren? Das wird der gebürtige Osnabrücker, gelernte Altonaer, gewordene Hamburger gewiss gerne noch Parteifreund Sigmar Gabriel überlassen. Beide wissen, was sie voneinander zu erwarten haben.

Das Wochenende bringt die Wahl – aber haben die 1,3 Millionen wahlberechtigten Hamburger überhaupt eine? Scholz ist auch deshalb stark, weil die CDU so schwach ist. Schon innerhalb der Hansestadt ist der CDU-Spitzenkandidat nicht allen bekannt, darüber hinaus erst recht nicht. Zur Aufklärung: Dietrich Wersich heißt er und ist gewissermaßen die Fortsetzung des Ole von Beust mit anderen Mitteln. Seit der Neuwahl im Februar 2011 – nach dem unrühmlichen Christoph-Ahlhaus-Intermezzo – ist er Vorsitzender der CDU-Fraktion und ihr kulturpolitischer Sprecher. Außerdem lebt Wersich zusammen mit seinem Partner. Die CDU kann auf 19 Prozent hoffen. Etwa.

Hoffen wird auch die FDP, inständig. Mal ist sie laut Umfragen drin im Parlament, mal draußen, vor Kurzem sah es so aus, als käme sie gut über die fünf Prozent. Aber man weiß es nicht so genau, denn der Hamburger mag manches, nur Übertreibungen nicht. Diese „Gala“-Nummer „Drei Engel für Lindner“ mit drei FDP-Spitzenkandidatinnen, darunter Katja Suding für Hamburg, droht das einzureißen, was die Partei mit vereinten Kräften aufzubauen versucht hat. Erst recht, wenn die Assoziation ist, dass die Frauen von einem Mann Befehle bekommen und die ausführen. In den Elbvororten oder am Alstertal entlang – und da sitzt nun wirklich die potenzielle Klientel – rümpfen sie Nase. Abseits der genannten Viertel, in den unruhigeren Innenstadtbezirken, kommt das bestimmt auch nicht richtig gut an.

"Statt" oder "Schill" - Hauptsache schrill

Das ist umso ungeschickter, als es bei Hamburger SPD-Granden wie Klaus von Dohnanyi durchaus die gelinde Hoffnung gab, da könne sich mal wieder eine sozialliberale Koalition anbahnen. Was ja auch gar nicht so übel gewesen wäre, um die Bandbreite der SPD im Blick auf den Bund zu zeigen. Vorbei. Olaf Scholz will es nicht, weil er die FDP für unseriös hält. Und nicht nur er.

Ja, wenn koaliert werden muss, dann werden die Grünen die Partner werden. Elf Prozent, dafür sind sie inzwischen überall gut, also auch zwischen Elbe und Alster. Nicht so gut ist, dass Hamburg, das sich gern liberal gibt, doch anfällig ist für rechtsaußen, ob „Statt“ oder „Schill“, Hauptsache schrill. Die AfD kann hier ins erste westdeutsche Parlament einziehen! Das hat auch Tradition in Hamburg – gar nicht fein.

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