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Meinung: „Was zur Hölle machen wir da?“

Gegen den Irakkrieg zu sein, ist in. Mancher war immer dagegen, mancher ist es erst neuerdings.

Gegen den Irakkrieg zu sein, ist in. Mancher war immer dagegen, mancher ist es erst neuerdings. Wenn aber ein alter Haudegen wie Clint Eastwood zu einem derart heftigen Stoßseufzer ansetzt, dann tönt das fast, als hätte Bushs politisch letztes Stündlein geschlagen. Schließlich ist Eastwood, in seiner Jugend Ausbilder der US-Army und als Law-andOrder-Fanatiker „Dirty Harry“ zur Schauspiel-Legende geworden, alles andere als einer der üblichen Verdächtigen des linken Hollywood – wie Sean Penn etwa oder George Clooney. Sondern eher eine Art Kronzeuge des konservativen Amerika, der „keine Gänseblümchen hochhält, wenn andere Leute Bomben werfen“. Nun haben aber im Irak die eigenen Leute damit angefangen, und Clint Eastwoods Prognose, die er soeben dem „Stern“ zu Protokoll gab, ist entsprechend finster: „Wir werden dabei verbluten.“

Eine kräftige Blutspur zieht sich durch die Rollen, die der Mann mit dem kantigen Gesicht und dem stählernen Blick mit Vorliebe verkörperte – vor allem in den Western und Actionfilmen, in denen er erst als Schauspieler, etwa für Sergio Leone und Don Siegel, dann als sein eigener Regisseur („Erbarmungslos“) vor der Kamera stand. Immer wieder war er, vom knallharten Zivilbullen bis zum Ausbilder der US-Marines, im Kino der Typus Mann, der – von Reagan bis Rumsfeld – die Werte des republikanischen Amerika hochhielt. Bis er, als versagender Präsidentenbodyguard in Wolfgang Petersens „In the Line of Fire“ oder in seinem regierungskritischen Thriller „Absolute Power“, zunehmend die verletzlicheren Seiten eines Mannes in gereiften Jahren zeigte.

Und wenn der heute 76-jährige Eastwood mit den Bush-kritischen Sprüchen bloß Werbung für sein frisches Filmdoppel „Flags of Our Fathers“ und „Letters From Iwo Jima“ macht? Immerhin konkurrieren die zeitgleich produzierten (Anti-)Kriegsfilme über die Pazifikfront 1945, die den Missbrauch von Soldaten als PR-Maschinen an der Heimatfront ebenso wie – auf japanischer Seite – die Selbstaufopferung in aussichtsloser Lage geißeln, in diesen Tagen heftig um die Gunst der Oscar-Academy. Ach was, möchte man denken. Ein Star, der in seinem Leben so viele Oscars geholt hat, zuletzt allein vier für sein bewegendes Boxerinnen-Drama „Million Dollar Baby“, hat es nicht mehr nötig, sich wichtig zu tun.

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