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Meinung: Weniger Geburten sind keine Überraschung

„Wieder weniger dicke Bäuche“von Hans Monath vom 8. AprilDass die Geburtenzahlen trotz Elterngeld wieder zurückgehen, sollte uns und die Familienministerin nicht kirre machen.

„Wieder weniger dicke Bäuche“

von Hans Monath vom 8. April

Dass die Geburtenzahlen trotz Elterngeld wieder zurückgehen, sollte uns und die Familienministerin nicht kirre machen. Der positive Trend seit Einführung des Elterngeldes wird von einem mächtigen Gegner untergraben: der Wirtschaftskrise. Sie schweißt zwar die Paare zusammen – die Zahl der Scheidungen nimmt ab – aber Kinder kommen trotzdem weniger dabei heraus. So war es auch 1993, als nach dem Vereinigungsboom das Land in eine Rezession abrutschte und die Geburtenrate in Ostdeutschland auf den historischen Tiefpunkt fiel.

Dabei zeigt sich, wie sehr die Familienplanung von einem inneren Frühwarnsystem beeinflusst ist, das wohl seit jeher die fetten von den mageren Jahren zu unterscheiden weiß. Lange vor dem Ausbruch der Krise in Deutschland, als zunächst nur von einer amerikanischen Finanzkrise die Rede war, fiel in einigen Betten Deutschlands die Entscheidung gegen ein Kind.

Stefan Krappweis,

Berlin-Charlottenburg

„Den ungewöhnlichen Einbruch der Geburtenzahlen im letzten Quartal 2008 hat niemand vorausgesehen“ (von der Leyen), jedenfalls niemand von den Laien auf der Politik-Verkäufer-Ebene.

Für Fachleute ist es selbstverständlich, dass die Zahl der Geburten mit der Zahl der gebärfähigen Mütter steigt und fällt. Man muss sich also nicht mit absoluten Zahlen beschäftigen, sondern mit relativen. Und so wird es gemacht: Man errechnet Jahr für Jahr das Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes. Dann nimmt man die Zahl der Frauen des diesem Alter entsprechenden Jahrgangs und setzt sie in Relation zur Zahl der geborenen Erstkinder.

Dieser Quotient wird von Jahr zu Jahr nur geringfügig schwanken; größere Ausschläge gibt es lediglich bei nachhaltigen politischen Impulsen. Positiv: Familienpolitik, die sich nicht nur um Geldprämien, sondern auch um Kitabetreuung und andere Förderungs- und Entlastungsmaßnahmen für Mütter und Ehepaare kümmert. Negativ: Der Zusammenbruch des Familienförderungssystems in der DDR. Und nun rechnen Sie mal zurück: Einbruch Geburtenzahlen 2008 minus 18 Jahre, da landen wir im Umbruchsjahr 1990.

Ganz so jung waren die DDR-Mütter zwar nicht, aber Frau von Leyen darf sich getrost von den Zahlen für 2009 und 2010 „überraschen“ lassen. Der Geburteneinbruch wiederholt sich im Generationenabstand. Die Alterspyramide ist eben keine Pyramide, sondern ein Weihnachtsbaum, mit vor allem weltkriegsbedingten Zacken.

Ulrich Waack, Berlin-Lichtenrade

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