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PORTRÄT ADAM AFRIYIE BRITISCHER ABGEORDNETER:: „Wir brauchen das Referendum – bald“

Wenige Briten verstehen, warum Adam Afriyie Chef der Konservativen und erster farbiger Premier der Briten werden will. Die meisten kennen ihn gar nicht.

Wenige Briten verstehen, warum Adam Afriyie Chef der Konservativen und erster farbiger Premier der Briten werden will. Die meisten kennen ihn gar nicht. Aber gestern signalisierte der Abgeordnete von Windsor ungebremsten Ehrgeiz und rollte der Europapolitik von Premier David Cameron einen Felsbrocken in den Weg.

Am Montag brachte Afriyie einen Änderungsantrag für das „EU-Referendumsgesetz“ ein, das Anfang November erneut im Parlament zur Debatte steht: Er will, dass die von Cameron für das Jahr 2017 versprochene Volksabstimmung über den Verbleib Großbritanniens in der EU schon 2014 stattfindet, vor der nächsten Unterhauswahl.

Niemand traue Cameron, argumentiert Afriyie und glaubt sogar, ein früher Termin werde „den Prozess der Neuverhandlungen noch heute starten“. In Wahrheit riskiert Afriyie neue Stellungskriege der Tories und das fragile Gesetz selbst. Da die liberaldemokratischen Koalitionspartner von einem EU-Referendum nichts wissen wollen, wird das Gesetz von einem Hinterbänkler eingebracht – ein heikler Prozess, den Afriyie nun gefährdet.

Dabei nahm Camerons Europapolitik in den letzten Monaten zunehmend Gestalt an. Er zielt auf umfassende Reformen in der ganzen EU, gewann dafür Sympathien in Deutschland und Holland, er forderte Einschränkungen der Freizügigkeit beim Bezug von Sozialleistungen und will, dass die Briten vom zentralen Gebot einer „immer engeren Union“ in den Römischen Verträgen befreit werden. Kein Wunder vielleicht, dass sich bisher auch die radikalsten Euro-Skeptiker hinter Cameron und nicht hinter Afriyie stellten. Unterstützt wird er bisher nur von der Anti-Europapartei UKIP und einem missgünstigen Labourabgeordneten.

Dabei hatte es sich für Afriyie so gut angelassen. 2005 wurde der Sohn eines meist abwesenden ghanaischen Vaters und einer englischen Mutter als erster dunkelhäutiger Tory ins Unterhaus gewählt. Aus einer Sozialwohnung in London arbeitete er sich mit hyperaktiven Unternehmensgründungen zum Multimillionär empor. Ein Vorzeige-Tory also, ein Vorbild für die Nation ehrgeiziger Leistungsträger, die Cameron schaffen will, der selbst eher mit ererbtem Geld und blaublütigem Stammbaum operiert. Kommt Afriyies Aufstieg nun zu einem jähen Ende? Kommentatoren fragten schon, ob er „Karriere-Harakiri“ begehen wolle. Matthias Thibaut

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