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Noch immer trauern die Amerikaner. Die Gesetze wurden nach den Anschlägen von 9/11 verschärft - doch der islamistische Terror ist noch lange nicht besiegt.

© AFP

Zwölf Jahre nach 9/11: Der islamistische Terrorismus hat hochgerüstet

Von den Konflikten im Nahen Osten profitiert vor allem der islamistische Terrorismus. Zwölf Jahre nach den Anschlägen vom 11. September ist der noch lange nicht besiegt.

Von Frank Jansen

In der Aufregung über den Chemiewaffeneinsatz des Assad-Regimes geht fast unter, dass an diesem Mittwoch vor zwölf Jahren die USA von einem verheerenden Angriff islamistischer Terroristen getroffen wurden. Doch es wäre völlig unangemessen, die Erinnerung an den 11. September 2001 verblassen zu lassen. Der Terror von Al Qaida und ähnlich militanter Gruppen bleibt präsent. Außerdem zeichnet sich eine weitere Gefahr ab, die die Öffentlichkeit im Westen kaum wahrnimmt.

Die libanesische Hisbollah-Miliz, die im syrischen Bürgerkrieg an der Seite Assads kämpft, verfolgt parallel eine Terrorstrategie, die sich auch gegen Europa richtet. Im Juli 2012 starben bei einem mutmaßlichen Anschlag der Hisbollah in Bulgarien fünf israelische Touristen und ein Einheimischer. Auch auf Zypern soll die Miliz einen Angriff auf Israelis geplant haben. Außerdem haben die Behörden Nigerias im Mai eine Terrorzelle ausgehoben, die reichlich Waffen gebunkert hatte. Die Hisbollah, so scheint es, intensiviert wieder den Terror und weckt damit die Erinnerungen an die schweren Anschläge aus den 1980er und 1990er Jahren im Nahen Osten und Argentinien.

Der islamistische Terrorismus ist nicht besiegt. Erst vor genau einem Jahr, am 11. September 2012, wurde der US-Botschafter Christopher Stevens bei einem Anschlag in Benghazi getötet.

© Reuters

Der 11. September 2013 ist leider kein Tag, an dem die Prognose zu wagen wäre, der militante Islamismus sei auf dem Rückzug. Da hilft auch nicht, dass die sunnitische Al Qaida und die schiitische Hisbollah verfeindet sind. Der Kleinkrieg, mit dem sunnitische Extremisten im Irak und anderen islamischen Ländern die Schiiten überziehen, hat eine erschreckende Dynamik. Al Qaida und verbündete Gruppen haben tausende Schiiten massakriert. Schiitische Terroristen, nicht nur die Hisbollah, rächen sich mit brutalen Einsätzen gegen die sunnitischen Feinde Assads, der als Alawit dem schiitischen Lager zugerechnet wird. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der Konflikt zwischen sunnitischen und schiitischen Extremisten auch in den Metropolen des Westens ausgetragen wird, wo sunnitische Salafisten wie auch Anhänger der Hisbollah sektenhafte Milieus bilden.

Die Aussichten, den islamistischen Terror gleich welcher Herkunft zu besiegen, sind minimal. Die Hisbollah ist im Libanon fest etabliert und wurde vom Iran hochgerüstet. Al Qaida hat vom arabischen Frühling profitiert. Die Terrororganisation gewann so viel Kraft, dass sie vom waffenstarrenden Chaosland Libyen aus Mali militärisch attackieren konnte. Außerdem wurden im Jemen ganze Regionen erobert. In Syrien sind die Al-Qaida-Kämpfer eine der stärksten Einheiten der Rebellen. Und Al Qaida hält im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet durch – in der nicht unberechtigten Hoffnung, die verbündeten Taliban könnten nach dem US-Abzug aus Afghanistan wieder einen Gottesstaat erkämpfen.

Zwölf Jahre nach 9/11 scheinen die Erfolge des Westens, von den vielen verhinderten Anschlägen bis zur Tötung Osama bin Ladens, nur begrenzt gewirkt zu haben. Umso dringender ist es, dass die Sicherheitsbehörden wenigstens einem weiteren 11. September vorbeugen können.

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