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Die Halbleiterbranche sucht nach Fachkräften, vor allem aus der Elektrotechnik, der Mechatronik und der Softwareentwicklung.

© imago/photothek/Liesa Johannssen/photothek.net

Neue TSMC-Chipfabrik in Dresden: Jetzt fehlen nur noch die Fachkräfte

Milliardeninvestitionen als Lockmittel reichen nicht. Damit Deutschland ein attraktiver Standort für die Chip-Industrie wird, müssen mehr Fachkräfte aus dem Ausland zuwandern.

Ein Kommentar von Milena Merten

Schon seit Jahren spricht Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer davon, rund um Dresden ein „Silicon Saxony“ aufzubauen, einen Hightech-Industriestandort von globaler Bedeutung. Auch wenn der Name mitunter belächelt wurde, der Plan scheint aufzugehen: Erst im Mai hat Infineon den Bau seiner bislang größten Chipfabrik in Dresden begonnen, nun plant auch der taiwanesische Chipkonzern TSMC, ein Werk in Dresden zu errichten. Beide Konzerne erhalten Milliardensubventionen von der Bundesregierung.

Die Ansiedlung von TSMC ist ein gutes Zeichen für den Investitionsstandort Deutschland und die Halbleiterbranche in Sachsen. Es gibt nur einen Haken: Die Chipindustrie ist dringend auf Fachkräfte angewiesen. Und die sind nicht nur in Deutschland knapp. TSMC musste gerade erst den Betriebsstart seines neuen Werks in Arizona um ein Jahr verschieben, weil in den USA das benötigte Personal fehlt.

Der Branchenverband Silicon Saxony schätzt, dass allein in der Region Dresden bis 2030 rund 100.000 Hightech-Arbeitsplätze entstehen. Das sind gut 30 Prozent mehr als heute. Allerdings kann die Branche schon jetzt in ganz Deutschland viele Stellen nicht besetzen. Das Institut der deutschen Wirtschaft ermittelte kürzlich, dass 62.000 Fachkräfte in der Halbleiterindustrie fehlen, vor allem aus der Elektrotechnik, der Mechatronik und der Softwareentwicklung.

Milliarden als Lockmittel reichen nicht – es braucht eine umfassende Strategie

„Wir setzen auf Zuwanderung, wir brauchen Menschen von außen“, sagte Sachsens Ministerpräsident Kretschmer schon beim Spatenstich für die neue Infineon-Fabrik. Bloß: Wie soll es gelingen, diese begehrten Arbeitskräfte ausgerechnet nach Dresden zu locken? In ein Bundesland, in dem die AfD bei der letzten Bundestagswahl zur stärksten Kraft gewählt wurde und das deswegen im Verruf seht, Ausländerinnen und Ausländer nicht gerade mit offenen Armen zu empfangen?

Es wird nicht ausreichen, globale Schwergewichte wie TSMC mit Milliardensubventionen nach Deutschland zu locken. Es braucht eine umfassende Strategie, wie sich nicht nur Fabriken, sondern auch die Menschen, die diese am Laufen halten, anwerben und integrieren lassen. Nur wenn die Lebens- und Arbeitsbedingungen für diese Menschen stimmen, werden IT-Cluster in Deutschland dauerhaft erfolgreich sein.

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