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Der Soziologe und Philosoph Jürgen Habermas. Im Juni 2019 feierte er seinen 90. Geburtstag.

© dpa

Habermas und seine Geschichte der Philosophie: 1.700 Seiten Habermas in fünf Thesen

Den Gedanken von Jürgen Habermas ist nicht ganz einfach zu folgen. Unsere Autorin hat das beeindruckend dicke Buch in fünf Thesen zusammengefasst.

1. Die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit

Wozu noch Philosophie? Habermas zeigt in seinem Werk „Auch eine Geschichte der Philosophie“, warum diese unverzichtbar ist. Die Philosophie führt uns die Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit in einer nachmetaphysischen Welt vor Augen.

2. Religion ist aus unserem Alltag verschwunden

Wir bilden uns ein, in einer vollständigen säkularen Welt zu leben, sehen im religiösen Fanatismus fatale Regressionen. Aber ein Triumpf des säkularen Denkens wäre vorschnell. Wir leben nicht in einer säkularen Gesellschaft. Sondern brauchen religiöse Gehalte. Aber wozu?

3. Die liberale Gesellschaft ist auf Solidarität angewiesen
Erstens sind Vorstellungen von Freiheit, Solidarität, autonomer Lebensführung ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeits- und der christlichen Liebesethik. Zweitens sind liberale Gesellschaften auf die Solidarität ihrer Mitglieder angewiesen, können diese aber nicht selbst erzeugen.

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4. Die Entsakralisierung von Herrschaft

Mit der Philosophiegeschichte zeigt Habermas, dass es seit der Achsenzeit zur Entsakralisierung von Herrschaft kam. Religion und Philosophie traten auseinander. Eine Verbindung blieb: vernünftige Freiheit. Wir sind Vernunftwesen und haben Leben mit offenem Zukunftshorizont.

5. Philosophie kann das Ganze kritisieren, ohne alles im Blick zu haben

Religion erinnert an überschießenden Gehalt der Verpflichtung zur Freiheit. Philosophie zieht Grenzen zwischen Glauben und Wissen ohne in einem der beiden aufzugehen. Sie kann das Ganze kritisieren, auch wenn sie nicht alles im Blick hat. Darin ist die Philosophie Expertin.

Unsere Vorstellungen von Freiheit, Solidarität und autonomer Lebensführung sind ein Erbe der jüdischen Gerechtigkeits- und christlichen Liebesethik.

© REUTERS

Regina Kreide

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