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Uli Hoeneß Er werde „alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Kapitel abgeschlossen werden kann“.

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18,5 statt 3,5 Millionen: Uli Hoeneß: "Froh, dass jetzt alles auf dem Tisch liegt"

Uli Hoeneß hat fünf Mal mehr Steuern hinterzogen als bisher bekannt - nämlich mindestens 18,5 Millionen statt, wie bislang angenommen, 3,5 Millionen. Dass der Präsident des FC Bayern ins Gefängnis muss, wird immer wahrscheinlicher.

Überraschung beim Auftakt des Steuer-Prozesses gegen Uli Hoeneß: Nach eigener Aussage hat der Präsident des FC Bayern München ein Vielfaches mehr an Steuern in der Schweiz hinterzogen, als die Staatsanwaltschaft schon ermittelt hat. Hoeneß’ Verteidiger Hanns Feigen sagte in einer Erklärung vor der Vernehmung des Angeklagten, dass dieser zusätzlich fällige 15 Millionen Euro an Steuern nicht gezahlt habe. Die weiteren Einnahmen, die zu versteuern gewesen wären, ergeben sich ebenfalls aus den exzessiv betriebenen Devisen- und Börsengeschäften, die Hoeneß zwischen 2001 und 2009 in der Schweiz betrieben hat. Hoeneß selbst sprach in einer Erklärung von einem „zweistelligen Millionenbetrag“, der noch ausstehe.

Zum Prozessbeginn hatte die Anklage dem Fußballmanager vorgeworfen, etwas mehr als 33 Millionen Euro an Kapitalerträgen, Spekulationsgewinnen und sonstigen Einkünften verschwiegen zu haben. Damit habe er rund 3,55 Millionen Euro Steuern hinterzogen. Weiterhin habe der 62-Jährige zu Unrecht Verlustvorträge privater Veräußerungsgeschäfte in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro erhalten, hieß es im Anklagesatz. Damit kann unter dem Strich der steuerpflichtige Betrag aus Veräußerungsgewinnen gedrückt werden. Insgesamt ist Hoeneß der Steuerhinterziehung in sieben Fällen angeklagt, für jedes einzelne Jahr ein Mal zwischen 2003 und 2009.

Uli Hoeneß: „Mein Fehlverhalten bedaure ich zutiefst.“

Gerichtssprecherin Andrea Titz bestätigte, dass die 15 Millionen Euro zu den 3,55 Millionen dazugezählt werden müssen. Was das für das Verfahren bedeutet, ist völlig offen. Bisher wurde mit dem Urteil für Donnerstag gerechnet.

Die 15 Millionen Euro haben sich nach Angaben von Hoeneß und seiner Verteidigung erst Ende Februar dieses Jahres ergeben, weil die Schweizer Bank Vontobel so lange gebraucht habe, um die vielen Einzelvorgänge auszuwerten. Dann gingen die Papiere vor zehn Tagen ans Gericht, es sind insgesamt 70.000 Seiten.

14 Monate nach seiner Selbstanzeige legte Hoeneß ein umfassendes Geständnis ab und sagte: „Mein Fehlverhalten bedaure ich zutiefst.“ Er sei „froh, dass jetzt alles auf dem Tisch liegt. Ich werde alles dafür tun, dass dieses für mich bedrückende Ereignis abgeschlossen wird.“ Ihm sei klar, dass ihm nur „absolute Steuerehrlichkeit“ helfe.

Welches Urteil hat Hoeneß zu erwarten

Wie das Gericht nun mit dem fünffach so hohen Betrag an Steuerhinterziehung umgeht, blieb am Montag noch völlig unklar. Bisher war angenommen worden, dass die Hoeneß-Verteidigung für die 3,55 Millionen Euro zwei Jahre auf Bewährung und eine Geldstrafe anstrebt. Damit wäre der Sportmanager knapp an einem Aufenthalt im Gefängnis vorbeigekommen. In den nächsten drei angesetzten Verhandlungstagen wird sich zeigen, ob diese Linie auch bei 18,55 Millionen Euro hinterzogener Steuern aufrechterhalten werden kann.

Am ersten Verhandlungstag wurden zwei Steuerfahnder vernommen, zu denen ein „Stern“-Reporter vor der Hoeneß-Enthüllung Kontakt aufgenommen hatte. Der Reporter hatte zu einem Millionenkonto bei Vontobel recherchiert, das er aber offenbar keiner Person zuordnen konnte. Die Zeugen entlasteten Hoeneß insoweit, als sie sagten, dass dabei nur Allgemeines besprochen und der Name Hoeneß nie genannt worden war. Wäre es anders gewesen, dann wäre dies ein Hinweis dafür, dass der Steuerfall Hoeneß schon bekannt war. Dann wäre seine darauffolgende Selbstanzeige schon deshalb unwirksam gewesen.

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