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Rauchschwaden ziehen über die Skyline von New York City am 11. September 2001.

© Patrick Sison/AP/dpa

20 Jahre 9/11: Wie Olaf Scholz in Hamburg plötzlich Terroristen jagen musste

Als Hamburger Innensenator ist Olaf Scholz am 11. September 2001 im Einwohnerzentralamt – und ahnt noch nicht, was das in New York mit Hamburg zu tun hat.

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Was haben Sie am 11. September gemacht? Fast jede und jeder weiß es genau, auch 20 Jahre später, zu unfassbar waren die Bilder von den Flugzeugen in den brennenden Türmen des World Trade Center. Auch Olaf Scholz geht es so, er kann nicht ahnen, dass plötzlich Hamburg eine gewichtige Rolle bei der Suche nach den Hintermännern dieses Terrorangriffs auf die Vereinigten Staaten von Amerika spielen wird. „Damals war ich Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg und besuchte das Einwohnerzentralamt“, erinnert sich Scholz im Gespräch mit dem Tagesspiegel.  

In der Marienstraße in Hamburg-Harburg wohnte der Terrorist Mohammed Atta, der die Terroranschläge vom 11.September 2001 mitgeplant hat.
In der Marienstraße in Hamburg-Harburg wohnte der Terrorist Mohammed Atta, der die Terroranschläge vom 11.September 2001 mitgeplant hat.

© Daniel Bockwoldt/dpa

Die Spur nach Hamburg

Es ging bei dem Termin um Einbürgerungen und um ausreisepflichtige Straftäter. Vom Führungsdienst der Polizei wird er per Handy informiert, dass es einen Terroranschlag in New York gegeben habe. „Wir haben dann einen Fernseher angemacht, kurz danach fuhren wir in die Innenbehörde, um alles Weitere zu organisieren“, erinnert sich Scholz. Schon am nächsten Tag stellt sich heraus, dass Hamburg besonders in den Blickpunkt rücken wird, „weil drei Terroristen, die in den Flugzeugen saßen, vorher in Hamburg gelebt hatten.“

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Olaf Scholz war 2001 Innensenator in Hamburg.
Olaf Scholz war 2001 Innensenator in Hamburg.

© Axel Heimken/dpa

Scholz erfährt davon am 12. September am späten Nachmittag. „Wir haben dann alle Hebel in Bewegung gesetzt, um herauszufinden, ob es weitere Terroristen und Unterstützer in der Stadt gab.“

Dafür seien alle Netzwerke hochgefahren bei der Universität, bei den Einwohnermeldeämtern, beim Verfassungsschutz und bei der Polizei. „Das waren lange Stunden.“ Noch heute werde er die Bilder nicht los „von den Menschen in den beiden Türmen, die da raussprangen, weil sie nicht verbrennen wollten; von den einstürzenden Türmen und all den Schrecken, der damit verbunden war.“

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Die undatierten Archivbilder zeigen Mitglieder der sogenannten Hamburger Terrorzelle
Die undatierten Archivbilder zeigen Mitglieder der sogenannten Hamburger Terrorzelle

© dpa

Scholz: Afghanistan-Einsatz war richtig

Zugleich schlägt der SPD-Kanzlerkandidat den Bogen zu heute und betont nach der massiven Kritik an der Bundesregierung nach den jüngsten Fehleinschätzungen: „Nach wie vor finde ich die damalige Entscheidung richtig, mit unseren Verbündeten die Terrorgruppe Al-Qaida in Afghanistan zu bekämpfen.“ Dort sei versucht worden, nach dem Zurückdrängen der Terroristen, die mit den damaligen Taliban verbündet waren, staatliche Strukturen zu stabilisieren. „Mehr Rechtsstaatlichkeit, mehr Bildung für Kinder, insbesondere für Mädchen, und bessere Möglichkeiten für Frauen waren das Ziel. Das war richtig.“ Aber klar sei auch, dass Demokratie von innen heraus wachsen müsse. „Ich hätte mir aber nicht träumen lassen, wie schnell diese staatlichen Strukturen kollabieren können – das ist sehr sehr bitter.“

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