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Ermordete Journalisten: Afghanische Polizei leitet Fahndung ein

Nach dem Mord an den zwei deutschen Journalisten im Norden Afghanistans hat die dortige Polizei die Fahndung eingeleitet. Unterdessen sprach Außenminister Steinmeier von einem "schrecklichen Verbrechen" und forderte, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Kabul/Bonn - In Afghanistan sind zwei deutsche Journalisten ermordet worden. Unbekannte überfielen die 30-jährige Karen Fischer und den 38-jährigen Christian Struwe in ihrem Zelt und erschossen sie, wie ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums mitteilte. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sprach von einem "schrecklichen Verbrechen" und forderte, die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Fischer und Struwe waren freie Mitarbeiter der Deutschen Welle (DW). Sie befanden sich auf dem Weg in die Provinz Bamijan, um an einer Geschichte über die dortigen historischen Stätten zu arbeiten.

Erfahrene Reporter

"Erstmals seit dem Sturz der Taliban sind in Afghanistan deutsche Journalisten getötet worden, es handelt sich um zwei freie Mitarbeiter der Deutschen Welle", meldete der deutsche Auslandsrundfunk im Internet. DW-Intendant Erik Bettermann erklärte in Bonn, die beiden Deutschen seien "durch mehrere längere Aufenthalte mit den Verhältnissen in Afghanistan gut vertraut" gewesen. Beide hätten "Pionierleistungen beim Wiederaufbau eines funktionierenden Mediensystems in Afghanistan" vollbracht.

Fischer war nach DW-Angaben eine erfahrene Reporterin und Moderatorin; sie hatte für die Deutsche Welle unter anderem über die Wahlen in Afghanistan berichtet. Struwe hatte - mit Unterstützung des deutschen Senders - geholfen, eine Internationale Nachrichtenredaktion beim staatlichen Sender Radio Television Afghanistan aufzubauen, wie DW-Intendant Bettermann weiter mitteilte. "Es ist tragisch, dass Karen Fischer und Christian Struwe in dem Land sterben mussten, das sie in den vergangenen Jahren mit hohem persönlichen Einsatz unterstützt haben." Zum Zeitpunkt des Verbrechens waren die beiden Deutschen demnach nicht im Auftrag der DW unterwegs, sondern befanden sich "auf einer privaten Reise".

Die afghanische Polizei leitete eine Fahndung nach den Tätern ein. Bisher gebe es keine Hinweise auf deren Motive, sagte der Sprecher des Innenministeriums in Kabul. Fischer und Struwe befanden sich nach seinen Angaben zum Zeitpunkt des Überfalls um 1.20 Uhr nachts in der Provinz Baghlan und hatten ihr Zelt im Bezirk Tala Wa Barfak aufgeschlagen. In der jüngsten Zeit habe es dort keine Gewalttaten gegeben, sagte er.

Ein DW-Mitarbeiter in Afghanistan, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte, die Täter hätten das Auto, die Reisepässe und das meiste Gepäck der Journalisten bei den Opfern zurückgelassen. Die Reporter seien auf dem Weg nach Bamijan gewesen. In der Region hatten die fundamentalistischen Taliban im März 2001 weltberühmte Buddha-Figuren gesprengt.

Auf eigene Faust unterwegs

Die Nato-geführte Schutztruppe für Afghanistan (Isaf) bestätigte nach Bekanntwerden der Morde, dass die Journalisten auf eigene Faust in der Region unterwegs und nicht an die Isaf angebunden waren. Der Sprecher des afghanischen Innenministeriums sagte weiter, die Deutschen hätten versucht, "eine europäische Nacht in Afghanistan" zu verbringen. "Das war ein Fehler - nicht einmal ein Afghane kann die Nacht in einer verlassenen Gegend verbringen." Die nördliche Provinz Baghlan gilt als vergleichsweise ruhig, während Überfälle der radikalislamischen Taliban im Süden und Osten des Landes an der Tagesordnung sind.

Die Leichname der beiden Deutschen wurden zunächst in die Stadt Pul-i-Chumri gebracht und dann in die Hauptstadt Kabul übergeführt, wie Provinzgouverneur Said Ekramuddin Massumie mitteilte. Außenminister Steinmeier erklärte in Berlin: "Der grausame und sinnlose Tod unserer Landsleute bestärkt uns in unserer Verpflichtung, die afghanische Regierung in ihrem Einsatz für Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit zu unterstützen." (tso/AFP)

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