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Afghanistan: Fehlalarm im Feldlager

Die Angst vor neuen Anschlägen auf die Bundeswehr in Afghanistan löst unter deutschen Soldaten zunehmend Nervosität aus. Ein mutmaßlicher Sprengsatz in der Nähe des Feldlagers in Kundus entpuppt sich offenbar als Fehlalarm. Die ohnehin schon schwierige Sicherheitslage wird dadurch nicht einfacher.

Bei einem Hinweis auf eine Sprengfalle in der Nähe des Feldlagers im nordafghanischen Kundus handelte es sich möglicherweise um einen Fehlalarm. Der zur Entschärfung ausgerückte Sprengmittelräumdienst der Bundeswehr fand keinen Sprengsatz.

Klar ist hingegen mittlerweile, dass es sich bei dem Anschlag vom Montag nördlich von Kundus-Stadt offenbar doch um einen Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr handelte. Nach Angaben von Experten zündete der Selbstmordattentäter in seinem Auto rund 30 Kilogramm Sprengstoff, die einen Krater von mehr als zwei Meter Durchmesser in die Straße rissen. Soldaten waren bei dem Anschlag nicht zu Schaden gekommen. Nach afghanischen Polizeiangaben wurde aber ein Passant getötet. Die Taliban bekannte sich zu dem Anschlag. Das Verteidigungsministerium in Berlin hatte zunächst mitgeteilt, ein Konvoi sei mit Handfeuerwaffen beschossen worden.

Gouverneur nimmt deutsche Soldaten in Schutz

Unterdessen nahm der Gouverneur der Provinz Kundus, Engineer Mohammad Omar, die Bundeswehr nach den tödlichen Schüssen auf Zivilisten vom vergangenen Donnerstag in Schutz: "Der Fehler lag nicht bei den Deutschen", sagte er. Die Schuld liege beim Fahrer des unter Beschuss geratenen Wagens, der an der Straßensperre nicht angehalten habe, sondern umgedreht sei. Die Angehörigen der getöteten Frau und der beiden getöteten Kinder seien bei ihm vorstellig geworden. "Die Familie ist nicht wütend." Es habe sich um einen Unfall gehandelt. "So etwas geschieht in einem Krieg."

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Rainer Arnold sagte zu diesem tragischen Zwischenfall im Südwestrundfunk: "Es scheint schon so zu sein, dass die schwierige Situation in der Region auch die Nervosität und damit auch das Risiko, dass Fehler gemacht werden, deutlich hat ansteigen lassen."

Sicherheitslage verschlechtert sich

Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Hans-Christian Ströbele bezeichnete die Lage in Afghanistan in der Phoenix-Sendung "Unter den Linden" als katastrophal. "Das ist ein veritabler Krieg, bei dem jeden Tag Menschen sterben." Der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Christian Schmidt (CSU), widersprach: "Es sind Scharmützel, es ist kein Krieg."

Die in Afghanistan tätige Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international erklärte in einer Mitteilung, die Sicherheitslage verschlechtere sich in Afghanistan stetig. Auch Minenräumung sei nur noch eingeschränkt möglich. (nis/dpa)

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