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Afghanisches Kind

© dpa

Afghanistan: Gewalt gegen Hilfsorganisationen nimmt zu

In Afghanistan steigen nicht nur die Zahlen der getöteten ausländischen Soldaten unaufhaltsam, sondern auch die der Angriffe auf Hilfsorganisationen. Allein 2008 sollen es bislang weit über 100 Übergriffe gewesen sein.

Die Gewalt gegen Hilfsorganisationen in Afghanistan hat in diesem Jahr deutlich zugenommen. Bis September seien 146 Angriffe auf Mitarbeiter von Hilfsorganisationen gemeldet worden, hieß es einem Bericht der afghanischen Organisation ANSO, der am Dienstag in Kabul veröffentlicht wurde. Damit habe die Zahl der Gewalttaten den höchsten Stand seit Beginn der Dokumentation durch ANSO im Jahr 2002 erreicht. Im laufenden Jahr wurden demnach 28 Helfer getötet, darunter fünf Ausländer. Zudem wurden 72 Entführungen gezählt. Im gesamten Jahr 2007 hatte es den Angaben zufolge 135 Angriffe gegeben.

Rund drei Viertel der diesjährigen Angriffe auf Helfer und damit ein größerer Anteil als im Vorjahr wurden laut ANSO von den radikalislamischen Taliban und anderen bewaffneten Aufständischen verübt. Die übrigen Taten gingen auf das Konto von Kriminellen. ANSO halte sich aber immer noch mit der Schlussfolgerung zurück, dass Nichtregierungsorganisationen "wegen ihrer eigenen Sichtweisen oder Aktivitäten direkt ins Visier genommen werden", hieß es in dem Bericht weiter. Vielmehr würden die Helfer fälschlicherweise mit der Politik im Land und dem militärischen Vorgehen gegen Aufständische in Zusammenhang gebracht.

Hilforganisationen sind greifbare Ziele

Die Gewalt richte sich offenbar gegen die Hilfsorganisationen, weil sie "praktisch die einzig sichtbaren - und erreichbaren - Institutionen" auf lokaler Ebene seien, konstatierte ANSO. Die NGOs müssten daher ihre Unabhängigkeit stärken und sich von politischen und militärischen Akteuren distanzieren.

Der Bericht stellte auch einen allgemeinen Anstieg der Gewalt in einem "eskalierenden nationalen Krieg" fest. Bis September seien 1789 Zivilisten getötet worden, davon 970 bei Angriffen von Aufständischen und 373 bei Militäreinsätzen. Im gesamten vergangenen Jahr kamen demnach 2026 Zivilisten in Afghanistan gewaltsam um Leben - davon 996 durch Rebellenangriffe und 541 durch das Militär. Derzeit seien bewaffnete Aufständische in 35 Prozent des Landes aktiv. Im Süden und Osten Afghanistans hätten sich die Aufständischen zwar kaum ausdehnen können, in zentralen Gebieten, insbesondere in Wardak, Logar und Ghasni, habe sich die Sicherheitslage aber deutlich verschlechtert. Während die Zahl der Selbstmordanschläge zurückgegangen sei, habe der Gebrauch von Handfeuerwaffen und Granaten extrem zugenommen. (sba/AFP)

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