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Afghanistan: Immer mehr Zivilisten vom Afghanistankonflikt betroffen

Beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz erwartet man eine deutliche Verschärfung der Kämpfe in Afghanistan und Pakistan. Die Situation der Zivilisten verschlechtert sich immer weiter, humanitäre Hilfe kommt oft nicht bei den Opfern an.

Das Rote Kreuz befürchtet, das sich die miteinander verzahnten Konflikte in Afghanistan und im Nordwesten Pakistans weiter verschärfen. „Wir erwarten eine Ausweitung und eine Intensivierung der bewaffneten Auseinandersetzungen“, warnte Jacques de Maio, Operationschef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) für Südasien, am Montag in Genf.

In beiden Ländern würden die Zivilisten die Hauptlast der Konflikte tragen, sagte de Maio. In Afghanistan drohe die Zahl der Verwundeten und der Vertriebenen in den nächsten Monaten deutlich anzuschwellen. In den letzten Wochen seien 50 Prozent mehr verwundete Zivilisten in die Lazarette des Roten Kreuzes gekommen als Ende 2008. Die Opfer litten unter den Folgen von Schüssen und Explosionen. Kurz vor Beginn einer Afghanistankonferenz in Den Haag ging die neutrale Organisation auch auf die geplante Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan ein. Die Verstärkung sei aber nicht der Grund für die prognostizierte Verschärfung der Kämpfe.

Wegen der angespannten Sicherheitslage würden immer wenige afghanische Flüchtlinge in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Das IKRK rechnet auch mit deutlich mehr Kriegsgefangenen. Die Festgesetzten müssten allzeit menschlich und fair behandelt werden, forderte die Organisation. Der IKRK-Operationschef erklärte weiter, dass wegen der Intensivierung der Konflikte in Afghanistan und Pakistan immer mehr Menschen auf Hilfslieferungen angewiesen seien. „Die humanitäre Lücke in Afghanistan und Pakistan wird breiter“, sagte er. Wegen des unwegsamen Geländes und der schlechten Sicherheitslage seien viele Bedürftige von der Hilfe abgeschnitten.

De Maio sagte, es sei unmöglich, die Zahl der Vertriebenen, Verwundeten und Toten in Afghanistan festzustellen. Die UN hatten im Februar erklärt, dass 2008 mehr als 2100 Zivilisten in dem Land durch Kriegseinwirkungen gestorben seien. Das war der höchste Stand seit dem Sturz der islamistischen Taliban durch die USA im Jahr 2001. Seit ihrer Vertreibung aus der Regierung kämpfen die Taliban gegen die staatliche Ordnung. Internationale Einheiten unterstützen die nationalen Streitkräfte im Kampf gegen die Extremisten.

Jan Dirk Herbermann

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