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Taliban befreien hunderte Kämpfer in Afghanistan

© dpa

Afghanistan: Karsai droht mit Angriffen in Pakistan

Nach dem spektakulären Sturmangriff dutzender Taliban-Kämpfer am Freitag auf ein Gefängnis in Südafghanistan sind noch immer etwa 400 militante Islamisten und rund 500 andere Ausbrecher auf der Flucht. Afghanistans Präsident Hamid Karsai droht unterdessen mit Angriffen auf Taliban-Stellungen im benachbarten Pakistan.

Karsai erklärte, Afghanistan sei ein "Opfer des Terrorismus", der auf der pakistanischen Seite der gemeinsamen Grenze seinen Ursprung habe. Tausende Taliban-Kämpfer würden von dort nach Afghanistan "entsandt", daher habe sein Land ein Recht auf "Selbstverteidigung". Pakistan Premier Yusuf Raza Gilani wies nach Medienberichten die Vorwürfe als "überflüssig" zurück. Sein Land unternehme alles, um den Terrorismus zu bekämpfen, sagte Gilani in Islamabad.

Bei dem Überraschungsangriff am Freitagabend hatten Selbstmordattentäter und Dutzende schwer bewaffneter Taliban-Kämpfer der radikalislamischen Taliban das Tor des Gefängnisses von Kandahar in die Luft gejagt und ein weiteres Loch in die Mauer gesprengt. Nach Militärangaben flohen von insgesamt 1059 Insassen 892, darunter 389 Taliban-Kämpfer.

Etwa 20 Flüchtlinge eingefangen

Das afghanische Militär und ausländische Isaf-Soldaten konnten auch zwei Tage nach dem Massenausbruch aus der Haftanstalt erst rund 20 Flüchtige wieder einfangen. Fahnder vermuten, dass die meisten von ihnen längst Taliban-Gebiet erreicht haben.

Die US-geführten Koalitionstruppen töteten unterdessen mindestens 15 Taliban-Kämpfer in der Region. Wie die Koalition mitteilte, wurden weitere fünf Aufständische festgenommen. Ob es sich dabei um entflohene Häftlinge handelt, war zunächst unklar.

Schwer zu fassen

Nach offiziellen Angaben kamen bei der Befreiungsaktion auch neun Polizisten, sieben Häftlinge und ein Zivilist ums Leben. Die meisten hätten vermutlich schon Taliban-Gebiet erreicht, sagte ein Polizeioffizier. Daher sei es "schwierig, bis unmöglich" ihrer wieder habhaft zu werden.

Das Grenzgebiet im Nordwesten Pakistans gilt als Rückzugsraum für in Afghanistan aktive Taliban-Kämpfer und Al-Qaida-Terroristen. Die Regierung in Kabul wirft Pakistan seit Jahren vor, nicht entschieden genug gegen die Extremisten vorzugehen. (cp/dpa)

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