zum Hauptinhalt

Afghanistan: Medien: USA wollen Schutz- und Kampftruppe zusammenlegen

Die um die Stabilität in Afghanistan kämpfende Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" und die Schutz- und Aufbautruppe Isaf sollen offenbar künftig zusammengelegt werden. Nach dem Tod unschuldiger Zivilisten bei einem Einsatz der Bundeswehr sind derweil die Zahlungen an "Blutgeld" für die Familien abgeschlossen.

In Afghanistan stehen entscheidende Veränderungen in der militärischen Führungsstruktur an. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" soll der amerikanische Isaf-Kommandeur David McKiernan demnächst das Kommando über alle US-Kräfte in Afghanistan übernehmen, also auch über diejenigen Soldaten, die bisher in der Anti-Terror-Operation "Enduring Freedom" (OEF) eingesetzt sind. Damit ist nach Darstellung des Magazins die von Deutschland immer betonte Trennung zwischen der Isaf-Schutztruppe und OEF de facto aufgehoben.

Die Amerikaner planen dem Bericht zufolge außerdem, ihre Truppen am Hindukusch deutlich aufzustocken. Bis 2011 sollen bis zu 20.000 Soldaten zusätzlich nach Afghanistan geschickt werden. Nach einer Vorlage an den US-Verteidigungsminister ist noch in diesem Jahr ein Kampfverband von mindestens 2500 Mann geplant, womöglich könnte sogar eine Brigade mit 4000 Soldaten in den umkämpften Osten des Landes gehen.

In einem Monat steht auch in Deutschland eine Kabinettsentscheidung zum weiteren Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr an. Gespalten zeigt sich vor allem die SPD. So erntete Fraktionschef Peter Struck am Wochenende Widerspruch aus den eigenen Reihen für seine Haltung, die beiden Mandate unverändert zu verlängern und im Bundestag auch einem möglichen Einsatz der Awacs-Aufklärungsflugzeuge der Nato am Hindukusch zuzustimmen. Anfang Oktober will das Kabinett über die weitere Beteiligung der Bundeswehr an der Isaf-Schutztruppe entscheiden. Bis November muss das Anti-Terror-Mandat OEF verlängert werden.

Taliban-Kommandeur schwört "Rache für jeden unschuldig getöteten Afghanen"

In der neuesten Ausgabe berichtet der "Spiegel" außerdem von der Jagd dreier deutscher Elitesoldaten. Sie sollen in Nordafghanistan hinter drei Führern der radikal-islamischen Taliban her sein. Darunter sei der Taliban-Kommandeur für den Nordosten, Mullah Salam, der unter anderem für den bislang verheerendsten Anschlag auf die Bundeswehr vom Mai 2007 verantwortlich gemacht werde, berichtete das Nachrichtenmagazin. Damals waren in der Stadt Kundus drei Soldaten getötet worden. Auch andere Anschläge und Raketenangriffe auf das deutsche Lager würden ihm zur Last gelegt. Eine versuchte Festnahme Salams durch das Kommando Spezialkräfte (KSK) sei im Mai gescheitert, weil er offensichtlich nach einer Warnung geflohen sei.

In einem Telefonat mit dem Magazin schwor Salam laut "Spiegel" nach dem Zwischenfall mit drei erschossenen Zivilisten vor eineinhalb Wochen "Rache für jeden unschuldig getöteten Afghanen". Deutsche Feldjäger hatten an einer Straßensperre ein nicht stoppendes Auto beschossen und dabei eine Frau und zwei Kinder getötet. Die Bundeswehr hat den Hinterbliebenen nach eigenen Angaben eine Art landesübliches Blutgeld gezahlt. Das Magazin berichtete nun von 20.000 Dollar (14.000 Euro). Das Geld sei geflossen, nachdem die Familie gedroht habe, mit den Leichen durch Kundus zu ziehen. Die Bundeswehr habe befürchtet, dass sich die Stimmung gegen die Soldaten wenden könnte und begann umgehend mit Verhandlungen über die Wiedergutmachung.

Verteidigungsministerium und Einsatzführungskommando wollten sich am Samstag nicht dazu äußern. Eine Ministeriumssprecherin wies darauf hin, dass KSK-Einsätze der Geheimhaltung unterliegen. (mpr/dpa/AFP/ddp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false