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Die Soldaten der afghanischen Armee erwarten Verstärkung aus Kabul.

© Noor Mohammad/AFP

Update

Afghanistan: Taliban töten Soldaten nahe einem US-Stützpunkt

Die radikalislamischen Taliban erobern in Afghanistan immer mehr Gebiete. Bei einem Anschlag auf eine Militärbasis der Amerikaner kommen mindestens sechs Soldaten ums Leben.

Ein Selbstmordattentäter hat bei einem Anschlag nahe der US-Militärbasis Bagram in Afghanistan nach Angaben der Nato mindestens sechs internationale Soldaten mit in den Tod gerissen. Drei weitere seien verletzt worden, sagte der Sprecher der Nato-Mission Resolute Support, Michael Lawhorn. Über die Nationalität der Opfer wollte der Sprecher keine Auskunft geben. Der Leiter des Bezirks Bagram, Abdul Schakur Kundus, sagte, die Opfer seien amerikanischer Herkunft. Der Attentäter sei mit seinem Motorrad nördlich von Kabul in eine afghanisch-amerikanische Fußpatrouille gefahren und habe einen Sprengsatz gezündet. Demnach seien auch drei afghanische Soldaten verwundet worden.
Die radikalislamischen Taliban teilten in einer Botschaft mit, sie hätten 19 Amerikaner getötet.

Kämpfe im Süden eskalieren

Derweil steht die südafghanische Provinz Helmand steht laut einer Warnung des Vizegouverneurs kurz vor dem Fall an die Taliban. "Ich kann nicht länger schweigen. Helmand steht kurz vor dem Fall", schrieb Mohammed Dschan Rasuljar am Sonntag per Facebook an Präsident Aschraf Ghani. Die Zentralregierung versprach die rasche Entsendung von Verstärkung in den Bezirk Sangin, der seit Tagen heftig umkämpft ist.

In den vergangenen zwei Tagen seien 90 Soldaten bei Kämpfen mit der islamistischen Rebellenbewegung getötet worden, schrieb Rasuljar auf Facebook. Der Vizegouverneur forderte sofortige Verstärkung aus der Hauptstadt Kabul. Ihm sei es nicht gelungen, den Präsidenten über andere Kanäle zu erreichen, beklagte Rasuljar. Er warf Ghani vor, die bedrohliche Lage in Helmand herunterzuspielen.

Seine Warnung wirft ein Schlaglicht auf die Sicherheitslage in Teilen Afghanistans ein Jahr nach dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes. Sie erinnert zudem an die Eroberung der nördlichen Stadt Kundus im September. Die Provinzhauptstadt war von den Taliban überrannt worden war, bevor sie nach tagelangen Kämpfen von der Armee zurückerobert werden konnte. Es war der größte Sieg der Taliban seit ihrem Sturz 2001.

Rasuljar sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, die Taliban hätten am Sonntag im Bezirk Sangin das Polizeihauptquartier, das Büro des Bezirksgouverneurs und das Gebäude des Geheimdienstes erobert. "Die Kämpfe in dem Bezirk eskalieren", sagte Rasuljar. Die Zentralregierung versprach, rasch Verstärkung nach Sangin zu schicken, bestritt aber, dass der Bezirk an die Taliban zu fallen drohe.

Auch Amerikaner kämpfen in Helmand

Einwohner sagten, die belagerten Soldaten in Sangin würden um Nahrungsmittel bitten, während die Straßen in die Stadt vermint seien. Der Bezirk ist seit Jahren eine Hochburg der Taliban und bekannt für den Opiumanbau. Laut Regierungsbeamten sind zwölf der 14 Bezirke von Helmand heftig umkämpft oder unter Kontrolle der Islamisten. Die Aufständischen überrannten kürzlich auch einen Vorort der Provinzhauptstadt Laschkar Gah.

Die US-Armee entsandte in den vergangenen Wochen Spezialkräfte nach Helmand, um die afghanische Armee zu unterstützen. Ursprünglich sollten sich die internationalen Truppen im Laufe des kommenden Jahres ganz aus Afghanistan zurückziehen. Wegen der verschlechterten Sicherheitslage beschloss die Nato aber kürzlich, 2016 in praktisch unveränderter Stärke von etwa 12.000 Soldaten in Afghanistan zu bleiben.

Die Bundeswehr wird ihren Einsatz sogar mit verstärkter Truppenzahl fortsetzen. Der Bundestag stimmte am Donnerstag mit Vier-Fünftel-Mehrheit für ein neues Einsatzmandat, das die Obergrenze von 850 auf 980 Soldaten erhöht. (dpa/AFP)

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