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Politik: Angela Merkels Landesverband in Personalnöten

Der Aufstieg Angela Merkels zur CDU-Bundesvorsitzenden hat in ihrem angestammten Heimatparteiverband Personalnöte offenbart. Das Kampf um den neu zu besetzenden Vorsitzendenstuhl der Christdemokraten in Mecklenburg-Vorpommern ist eine Ein-Mann-Veranstaltung.

Der Aufstieg Angela Merkels zur CDU-Bundesvorsitzenden hat in ihrem angestammten Heimatparteiverband Personalnöte offenbart. Das Kampf um den neu zu besetzenden Vorsitzendenstuhl der Christdemokraten in Mecklenburg-Vorpommern ist eine Ein-Mann-Veranstaltung. Eckhardt Rehberg, Fraktionschef im Schweriner Landtag, ringt mit sich selbst. Über Ostern will er entscheiden, ob er Merkel beerben oder lieber sein Engagement beim FC Hansa Rostock verstärken soll. Beim Fußballbundesligisten ist Rehberg Präsident. Am 28. April will der CDU-Landesvorstand dann einen Kandidaten für den Landesparteitag am 20. Mai benennen.

Rehberg sagt zurzeit lediglich: "Ich bin kein Mann für halbe Sachen." Das zusätzliche Amt des Landesvorsitzenden würde ihn voll beanspruchen. Es ist nicht allein der Fußball, der den 46 Jahre alten Rehberg bewegen könnte, auf den zweiten politischen Posten zu verzichten. Denn keinesfalls wäre ihm damit eine Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2002 sicher. Sie schließe nicht aus, in Schwerin anzutreten, hatte Angela Merkel noch kurz vor ihrer Wahl zur Bundesparteivorsitzenden verkündet. Angeblich war das mit Rehberg abgesprochen. Mancher Christdemokrat bezweifelt das.

Rehberg wird sich auch überlegen, wie viele Truppen er denn hinter sich hat in der Partei. Nicht bei jeder Vorstandswahl der vergangenen Jahre verbuchte er Traumergebnisse. Bei einer Fraktionsvorstandswahl im vergangenen Herbst fiel Rehberg gar im ersten Wahlgang durch. Merkel musste ihn per Telefon überreden, überhaupt noch ein zweites Mal anzutreten. Nicht auszuschließen ist für Rehberg, dass der Funke des Unmuts aus der Fraktion, wo ihm ein Ex-Ministerpräsident und vier Ex-Minister das Leben nicht immer leicht machen, auf die Partei überspringt.

Als eher konservativ hat sich Rehberg einmal eingeschätzt. Selbstbewusst und immer wieder auch laut gibt er den Oppositionschef im Landtag. Vor Jahren versuchte er mit einem eigenen "Wertepapier" die Diskussion in der Bundes-CDU anzuregen - mit mäßigem Erfolg. Die Debatte ist bekanntlich aus ganz anderen Gründen inzwischen angelaufen. Wenn Rehberg sich nach Ostern doch für Hansa Rostock entscheiden sollte, wäre ungewiss, wer dann seinen Hut in den Ring wirft. Selbst den spekulierenden Journalisten fallen kaum Namen ein. Neben Merkel und Rehberg hat die Nordost-CDU unter ihren 8500 Mitgliedern zwar diverse Oberbürgermeister und Landräte, aber keiner scheint profiliert genug für den Landesvorsitz.

Auch im Landtag kann kein Christdemokrat Rehberg derzeit politisch das Wasser reichen. Hinzu kommt: Neue Namen hat die Partei nicht vorzuweisen. Selbst jene, die längst abgewunken haben, sind fast alle seit 1990 an vorderster Front. Am ehesten wird der Landesvorsitz Jürgen Seidel zugetraut. Der will eigentlich lieber Landrat im Müritz-Kreis werden. Aber im Sommer 1994 hatte er sich auch schon einmal aus dem Landtag verabschiedet, weil ihm die Wahl zum Bürgermeister seiner Heimatstadt Waren sicher schien. Seidel hatte sich verspekuliert. Im folgenden Herbst wurde er Bauminister in Schwerin.

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