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Politik: Anhänger von Ex-Präsident Aristide töten Demonstranten Haitis Opposition kritisiert fehlenden Schutz durch US-Truppe

Haiti kommt auch eine Woche nach dem Abgang von Präsident Jean-Bertrand Aristide nicht zur Ruhe. Am Sonntag wurden bei einer Demonstration in Port-au-Prince mindestens sechs Menschen getötet, darunter ein spanischer Journalist.

Haiti kommt auch eine Woche nach dem Abgang von Präsident Jean-Bertrand Aristide nicht zur Ruhe. Am Sonntag wurden bei einer Demonstration in Port-au-Prince mindestens sechs Menschen getötet, darunter ein spanischer Journalist. Mehrere tausend Anhänger der Opposition waren von einem Vorort in die Oberstadt marschiert. Sie forderten, den nach Zentralafrika geflohenen Aristide wegen Korruption und Mord an Oppositionellen vor Gericht zu stellen. Vor dem Präsidentenpalast im Zentrum eröffneten offenbar Anhänger Aristides das Feuer auf den Marsch, der von der Polizei, französischen und US-Soldaten eskortiert wurde. Die US-Soldaten erwiderten nach Angaben eines Augenzeugen die Schüsse, die aus einem Kino gekommen seien. Dabei wurde einer der Angreifer erschossen. Auch aus der Menge heraus sei geschossen worden.

Seit Monaten attackieren bewaffnete Aristide-Anhänger jede Demonstration der Opposition. Oppositionssprecher Micha Gaillard warf der Schutztruppe vor, sie hätte nicht ausreichend für Sicherheit gesorgt. Rebellenführer Philippe drohte, wieder zu den Waffen zu greifen, wenn die Schutztruppe nicht die Verantwortung für die Sicherheit übernehme. Er werde außerdem Premierminister Yvon Neptune festnehmen, der für das Blutbad verantwortlich sei.

Aristide rief am Montag seine Anhänger zum friedlichen Widerstand gegen die Besetzung Haitis auf und erklärte sich weiterhin zum legitimen Präsidenten des Karibikstaates. Er sei zum Rücktritt gezwungen und anschließend entführt worden, wiederholte er seine Vorwürfe gegen die französischen und US-amerikanischen Truppen in einem Gespräch, das der französische Radiosender RTL ausstrahlte. Am Montag wollten seine Anhänger in Port-au-Prince demonstrieren.

Die Bildung einer neuen Regierung schritt unterdessen voran. Der Rat der Weisen, dem Anhänger Aristides, Oppositionelle und Intellektuelle angehören, tagte das Wochenende über. Noch diese Woche wollen die sieben Mitglieder einen neuen Premierminister ernennen, der dann die Regierungsgeschäfte übernehmen soll. Im Laufe der Woche sollen außerdem weitere Kräfte der multinationalen Stabilisierungstruppe eintreffen. Bislang befinden sich rund 2000 Sicherheitskräfte aus den USA, Frankreich, Chile und Kanada in Haiti.

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