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Politik: Ankara zieht Truppen an der Grenze zum Irak zusammen Erdogan verhandelt über US-Forderungen in Washington

Istanbul. Die Türkei sieht einen Irak-Krieg immer näher rücken.

Istanbul. Die Türkei sieht einen Irak-Krieg immer näher rücken. In den vergangenen Tagen verstärkte Ankara nach Presseberichten seine Truppen an der rund 300 Kilometer langen Grenze zu seinem südöstlichen Nachbarstaat. Insbesondere Aufklärungs-, Infanterie- und Pioniereinheiten der Armee seien in Richtung Grenze unterwegs gewesen, berichteten türkische Zeitungen am Montag. Panzer, schweres Räumgerät und Truppentransporter wurden gesichtet. „Der Irak-Krieg steht vor unserer Tür", titelte die regierungsnahe Zeitung „Yeni Safak“.

Mit der Truppenkonzentration entlang der Grenze will sich die Türkei gegen mehrere Möglichkeiten absichern. Zum einen soll eine ähnlich große Flüchtlingswelle aus dem Irak in die Türkei wie nach dem Golfkrieg vor zehn Jahren verhindert werden. Der türkische Rote Halbmond hat seine Vorbereitungen zur Aufnahme von bis zu 80 000 irakischen Flüchtlingen abgeschlossen. Auch die so genannten Dorfwächter wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Das sind kurdische Milizen, die im Krieg gegen die kurdischen PKK-Rebellen auf der Seite Ankaras gekämpft hatten. Nun sollen sie bei der Überwachung des Grenzgebiets helfen.

Zum anderen befürchten die Türken, dass die Kurden im Nordirak während eines US-Kriegs gegen Saddam Hussein ihre Autonomie innerhalb des Iraks zur staatlichen Unabhängigkeit ausweiten könnten. Um das verhindern zu können, sind bereits heute mehr als 5000 türkische Soldaten im Nordirak stationiert.

Die Türkei ist für die Kriegsvorbereitungen Washingtons von entscheidender Bedeutung. Bis zu 250 000 Soldaten wollen die Amerikaner auf türkischem Boden an der Grenze zum Irak stationieren. Zudem verlangen die USA die Nutzung mehrerer Luftwaffenstützpunkte und Häfen in der Türkei sowie die Öffnung des türkischen Luftraums für amerikanische Militärflugzeuge.

Diese Forderungen sind auch ein wichtiges Thema beim Besuch des türkischen Wahlsiegers Recep Tayyip Erdogan bei US-Präsident George Bush in Washington an diesem Dienstag. Erdogan wird auch mit Außenminister Colin Powell und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sprechen: Die VIP-Behandlung für Erdogan, der wegen einer Vorstrafe selbst kein Regierungsamt ausübt, zeigt, wie wichtig die Türkei den USA derzeit ist – und wie schnell die Entscheidungen in Sachen Irak offenbar getroffen werden sollen.

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