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CSU-Chef Markus Söder (l) und CSU-Generalsekretär Markus Blume unterstützen den Schwaben Sener Sahin.

© Archivfoto: Peter Kneffel/dpa

Anruf aus Seeon: CSU-Spitze will muslimischen Bürgermeisterkandidaten umstimmen

In der Debatte um einen CSU-Bürgermeisterkandidaten im bayerisch-schwäbischen Wallerstein stellt sich die Parteispitze demonstrativ hinter den Mann.

Die CSU-Spitze will versuchen, den Rückzug eines muslimischen Bürgermeisterkandidaten in Schwaben doch noch zu verhindern. Generalsekretär Markus Blume habe von der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Kloster Seeon aus Montagabend eine halbe Stunde mit ihm telefoniert, sagte der Unternehmer Sener Sahin der „Augsburger Allgemeinen“ laut Vorabmeldung vom Dienstag. „Er hat mir sogar angeboten, persönlich zur Nominierungsversammlung zu kommen, um die Vorurteile an der Wallersteiner CSU-Basis abzubauen“, sagte Sahin dem Blatt.

Sener Sahin, Unternehmer aus Nördlingen.
Sener Sahin, Unternehmer aus Nördlingen.

© Privat/dpa

Der in Nördlingen geborene 44-jährige Unternehmer erklärte: „Mein Entschluss steht zu 99,999 Prozent fest.“ Das habe er auch Blume gesagt, der aber trotzdem „noch ein wenig Hoffnung“ gesehen habe. Auch der Vorsitzende des betroffenen CSU-Kreisverbands Donau-Ries, der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange, setzt laut dem Bericht weiter auf Sahin: „Unsere Tür bleibt bis zum Schluss offen“, sagte Lange. Die Entscheidung falle aber in Wallerstein. Am kommenden Donnerstagabend stelle der dortige CSU-Ortsverband die Gemeinderatsliste auf.

Der Süddeutschen Zeitung sagte Sahin, er rechne erst in Jahrzehnten mit muslimischen Bürgermeistern in ländlichen Regionen Bayerns. „Ich bin sicher, dass das hier auf dem Land noch 30 Jahre dauern wird, bis die Leute bereit sind, einen wie mich als Bürgermeister zu wählen“, sagte er. Die jüngere Generation denke da aber anders.

Unter anderen CSU-Chef Markus Söder und der Ehrenvorsitzende Theo Waigel hatten die Widerstände gegen Sahin zuvor kritisiert. „Wer sich zu den Grundsätzen der CSU bekannt hat, der sollte auch ein guter Kandidat sein“, sagte Söder. Und Waigel betonte: „Ich halte es für grundfalsch, einen Kandidaten wegen seines Glaubens auszuschließen, wenn er sich zu unseren Werten bekennt.“

Verständnis für die Vorbehalte gegenüber einem muslimischen CSU-Kandidaten äußerte der CSU-Politiker Peter Gauweiler. „Ausgangspunkt ist, dass wir eine christliche Partei sind, dafür sind wir gegründet worden“, sagte er. „Verlängerter Arm des christlichen Bekenntnisses in der Politik“ zu sein, habe sich als „großes Erfolgsrezept“ erwiesen. Doch komme es immer auf die Einzelperson an, ergänzte Gauweiler. Bei Sahin sei zu erkennen, dass er den nötigen „Respekt vor der gewachsenen christlichen Tradition bei uns“ aufbringe.

Am Wochenende war bekannt geworden, dass der von der CSU nominierte Sener Sahin doch nicht zur anstehenden Bürgermeisterwahl in Wallerstein antreten wird. Als Grund nannte Sahin Widerstand aus den Reihen der Partei. Es habe unter anderem Proteste beim Ortsverband und beim nordschwäbischen CSU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange gegeben.

„An meiner persönlichen Qualifikation zweifelt niemand. Es geht allein um meine Religion“, sagte Sahin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei sei er sicher öfter in der Kirche gewesen als mancher seiner Kritiker.

Sahin ergänzte: „Ich bin ein religiöser Mensch. Gott ist für mich aber nicht nur in der Moschee, sondern zum Beispiel auch in der Synagoge.“ Seine Frau sei evangelisch und die gemeinsamen beiden Kinder wüchsen interreligiös auf. (AFP/KNA)

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