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Politik: Anschlag auf Synagoge: Normal unnormal

Warfen Rechtsradikale die Steine auf die Synagoge in Berlin? Oder radikale Palästinenser?

Warfen Rechtsradikale die Steine auf die Synagoge in Berlin? Oder radikale Palästinenser? Oder ist es ein ganz "normaler" Fall von Vandalismus? Egal. Unpolitisch wäre die Tat auch im letzteren Fall nicht; es zeigte nur, wie niedrig die Hemmschwelle geworden ist, gegen jüdische Einrichtungen vorzugehen. So lange das normal ist, kann es für jüdische Deutsche keine Normalität im Zusammenleben mit uns geben. Der materielle Schaden ist gering, der Schaden für ein Zusammenleben immens. Jeder Steinwurf, jeder umgeworfene oder beschmierte Grabstein verbreitert die Kluft, macht das gemeinsame Leben schwerer. Der tägliche Ausnahmezustand, mit dem jüdische Bürger leben müssen, das erzwungene Misstrauen jüdischer Deutscher im persönlichen Umfeld, der Schutz aller jüdischen Einrichtungen von der Grundschule bis zum Gebetshaus, das sind stete Anklagen gegen alle Deutschen. Davor zu warnen, den Vorfall überzubewerten, wie es Bundestagspräsident Thierse tut - das kommt zu spät. Für jüdische Berliner, die auf eine lange Kette von rechtsextrem motivierten - und vielfach unaufgeklärten - Taten in der Stadt verweisen können, klingt das bitter. Die Politik muss sich vorwerfen lassen, zu lange weggeschaut zu haben - in der Vergangenheit, als "nur" Ausländer die Opfer waren.

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