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Politik: Anschlag in Tel Aviv - fünf Tote

Zweieinhalb Wochen nach der Vereinbarung einer Waffenruhe zwischen Israel und den Palästinensern hat sich am Freitag ein Selbstmordattentäter in Tel Aviv in die Luft gesprengt und dabei vier Menschen mit in den Tod gerissen. Die Palästinenser machen die Hisbollah für den Anschlag verantwortlich. (26.02.2005, 16:40 Uhr)

Tel Aviv - Bei der Explosion vor einem Nachtclub wurden außerdem rund 50 Menschen verletzt. Der Zustand eines von ihnen war am Samstag noch kritisch, während 15 zwischenzeitlich das Krankenhaus verlassen konnten. Palästinensische Sicherheitskräfte nahmen im Zusammenhang mit dem Anschlag zwei Personen fest. Über ihre Identität und politische Bindungen gab es zunächst keine Angaben.

Bei dem Attentäter handelt es sich nach israelischen Medienberichten vom Samstag um Abdullah Badran aus der Ortschaft Dir al-Atsun im nördlichen Westjordanland. Er hatte sich gegen 23.00 Uhr (Ortszeit) unter die Menge gemischt, die auf Einlass im Nachtclub «Stage» an der Uferpromenade von Tel Aviv wartete. Außer dem Täter kamen drei Männer und eine junge Frau ums Leben.

Unklar war am Samstag noch, welcher Organisation der Attentäter angehörte. Nach dem Anschlag hatten anonyme Anrufer behauptet, dass die radikalislamische Organisation Islamischer Dschihad und die Al- Aksa-Märtyrerbrigaden hinter dem Anschlag steckten. Die militanten Palästinenser-Organisationen bestritten dies aber.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erklärte, hinter dem Anschlag stecke eine «dritte Partei», und die Autonomiebehörde werde «angesichts dieses Sabotage-Aktes» nicht still halten. Abbas benannte die «dritte Partei» nicht genauer, doch palästinensische Funktionäre deuteten auf die libanesische, von Iran unterstützte Hisbollah. Nach israelischen Sicherheitskreisen ist die Hisbollah in den besetzten Gebieten aktiv und finanziert Anschläge gegen Israel.

Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag scharf. «Ziel der Täter und ihrer Hintermänner war es, die aufkeimende Hoffnung auf eine friedliche Zukunft für Palästinenser und Israelis zu ersticken», erklärte Außenminister Joschka Fischer in Köln. Alle Parteien seien «in dieser kritischen Phase aufgerufen, mit Bedacht zu handeln. Dieser Anschlag darf die Bemühungen zur Erneuerung des Friedensprozesses nicht zunichte machen.»

Auch Frankreich verurteilte den Anschlag und rief zur Fortsetzung der Friedensbemühungen auf. Russland forderte die palästinensische Führung auf, alle Maßnahmen zu treffen, um extremistische Aktionen zu verhindern. Das Wichtigste sei zur Zeit, «es nicht zuzulassen, dass die Gegner einer friedlichen Lösung die ersten Keime der Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Palästinenser und Israeli zerstören», sagte der Sprecher des Außenministeriums, Alexander Jakowenko.

Zuletzt hatte sich Anfang November ein Attentäter auf einem Markt in Tel Aviv in die Luft gesprengt und drei Israelis mit in den Tod gerissen. Am 8. Februar hatten Abbas und der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon im ägyptischen Badeort scharm el Scheich eine Waffenruhe vereinbart. (tso) ()

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