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Dänemark und danach auch Norwegen haben Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca vorerst ausgesetzt.

© Ronny Hartmann/dpa

Skepsis gegenüber Astrazeneca dürfte weiter wachsen: Ein Todesfall, der nicht hätte sein dürfen

Dänemark hat die Astrazeneca-Impfungen vorerst gestoppt. Die Nachricht könnte das schneckenartige Impftempo in Deutschland weiter bremsen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ariane Bemmer

Wie so vieles in der Coronakrise nimmt sich auch die neueste Wendung aus wie das nächste Kapitel aus dem dicken Buch mit dem deprimierten Titel „Das hätte jetzt nicht kommen dürfen...“ Dänemark stoppt die Impfungen mit dem Vakzin von Astrazeneca, nachdem es einen Todesfall im Zusammenhang mit Blutgerinnseln gegeben hat. Ob und wie die Impfung und das Blutgerinnsel zusammenhängen, ist unklar.

[Lesen Sie hier die Hintergründe zum Astrazeneca-Stopp in Dänemark]

Man will mit dem schnellen Schritt offenbar auf Nummer sicher gehen. Tut man das?

Der SPD-Politiker Karl Lauterbach war schnell dabei mit einem Solidaritäts-Tweet (Astrazeneca sei sicher und wirksam, und er würde sich jederzeit damit impfen lassen) – aber die Frage, die sich nach einer Todesfallnachricht anschließt, lautet so gesehen letztlich auch: Würden Sie Karl Lauterbach Ihr Leben anvertrauen?

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Das Problem in der aktuellen Situation ist, dass es nicht möglich ist, etwas 100-Prozentiges zu sagen, dass aber alle, die zweifeln, zögern, hadern genau das fordern: 100-prozentige Sicherheit. Die einzige 100-prozentige Sicherheit, die es derzeit gibt, ist die, dass alles mit Risiken behaftet ist: Impfen ebenso wie Nicht-Impfen.

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Dass jetzt mit dem Vakzin von Astrazeneca eben jener Stoff in den Bad News ganz oben steht, der sich für manche von Beginn an wie eine zweitbeste Lösung ausnahm, da ihm missverständlicherweise eine geringere Wirksamkeit zugeschrieben wurde und er anfangs für die Über-65-Jährigen nicht zugelassen war, macht die Lage besonders fatal.

Die Ablehnung, die Zweifel, die Wünsche, ein anderes Vakzin verabreicht zu bekommen, dürften wachsen. Was das in Deutschland ohnehin schneckenartige Impftempo weiter bremsen kann. Da das Impfen aber Fundament sein soll für die Wiederbelebung des Landes, kann einen das – siehe deprimierter Buchtitel – nur gequält aufstöhnen lassen.

Nur unterbrochen, nicht beendet

Hätten die dänischen Behörden also cooler reagieren und nicht nach einem Todesfall mit völlig unklarer Verbindung zum Vakzin den Stopp ausrufen sollen? Mit Karl Lauterbach: ja. Ebenso sollte man aber annehmen dürfen, dass die Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde. Das Impfen mit dem Astrazenecastoff sei nur unterbrochen und nicht beendet, betonen die Dänen bereits – vermutlich wissend, was für ein Signal sie da senden.

Ob diese Unterscheidung wahrgenommen wird, während die Nachricht um die Welt rast, wird sich zeigen – und lässt sich bezweifeln. Der Fokus liegt auf den Risiken. Norwegen hat schon nachgezogen und auch einen Stopp verhängt. Dass am Mittwoch das Astrazenecavakzin in Südkorea zugelassen wurde, war kaum eine Notiz wert.

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