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Politik: Atomkraft? Nein danke

Umfrage: 70 Prozent der Deutschen fürchten eine nukleare Katastrophe. Auch Ökosteuer hat wenig Freunde

Berlin - Die Deutschen nehmen die Umwelt wieder wichtiger. Das Thema steht mit der sozialen Gerechtigkeit an dritter Stelle der bedeutenden politischen Themen. Vor zwei Jahren stand die Umwelt auf Rang vier. Allerdings gilt der Trend nicht für die junge Generation. Die Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen hält das Thema für weniger wichtig.

Gleichzeitig haben die Umweltängste zugenommen. 58 Prozent der Befragten denken, „dass wir auf eine Umweltkatastrophe zusteuern, wenn wir so weitermachen wie bisher“. 59 Prozent halten die Atomenergie für „sehr gefährlich“. 70 Prozent sind überzeugt, dass es einen Klimawandel gibt. Und immer mehr Deutsche lehnen gentechnisch veränderte Lebensmittel ab, 51 Prozent halten sie sogar für gefährlich. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Umweltbewusstsein 2004“, die Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) und der Chef des Umweltbundesamtes, Andreas Troge, am Mittwoch in Berlin vorgestellt haben.

Im Frühjahr hat das Meinungsforschungsinstitut TNS-Emnid 2018 Bundesbürger zu ihren Einstellungen zur Umwelt befragt. Die Daten werden seit 1994 alle zwei Jahre erhoben. Interessant ist, dass die meisten Befragten – trotz ihrer kritischen Einschätzung der Lage – die Umweltqualität in Deutschland seit Jahren für immer besser halten. Mehr als 80 Prozent sind mit dem Zustand zufrieden.

Auch mit der Umweltpolitik der Bundesregierung sind die meisten einverstanden. Die größte Zustimmung findet die Förderung der erneuerbaren Energien. 70 Prozent wünschen sich einen weiteren Ausbau der Windenergie. Allerdings hält sich die Gruppe derjenigen, die sich durch Windräder belästigt fühlen und derjenigen, die eine positive Einstellung zu den Anlagen haben, fast die Waage (49:51 Prozent). Dagegen ist die Zustimmung zur Ökosteuer im Vergleich zu den Vorjahren gesunken. 58 Prozent lehnen sie ab, drei Viertel halten sie für sozial ungerecht.

Wie schon in den Vorjahren spiegelt sich das Umweltbewusstsein der Deutschen nicht unbedingt in ihrem Verhalten wider. Zwar ist eine Mehrheit dafür, den Autoverkehr einzuschränken. Doch gleichzeitig steht das Auto unumschränkt an der Spitze der Verkehrsmittel, die sowohl für Kurzstrecken als auch Tagesausflüge und Urlaubsfahrten verwendet werden. Etwas besser ist die Bilanz beim Einkaufen. Mehr als drei Viertel kennen den Blauen Engel und das Biosiegel als Kennzeichen für umweltfreundliche Produkte. Immerhin 53 Prozent der Befragten achten beim Einkaufen auf den Blauen Engel, und 33 Prozent kaufen gezielt Produkte mit dem Biosiegel. UBA-Chef Andreas Troge sagte bei der Vorstellung der Studie: „Wer die Umwelt schützen will, muss nicht wie ein Heiliger leben.“

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