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Viel wert. Im deutschen Transplantationssystem geht es um Millionen. Foto: dpa

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Nach Vorwürfen wegen Vetternwirtschaft: Bahr lässt Stiftung für Organspenden prüfen

Nach internen Vorwürfen gegen den Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) hat das Gesundheitsministerium die zuständigen Aufsichtsgremien um schnelle Prüfung gebeten.

Auch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung forderte, den anonymen Anschuldigungen wegen "Vetternwirtschaft und Selbstbedienungsmentalität" nachzugehen.

Der Tagesspiegel hatte am Mittwoch über einen offenen Brief an das Ministerium von Daniel Bahr (FDP) berichtet, in dem nicht genannte DSO-Mitarbeiter ihren Vorstand beschuldigen, durch sein Geschäftsgebaren für den starken Rückgang der Spenderzahl mitverantwortlich zu sein. Im ersten Halbjahr 2011 sank die Zahl entnommener Organe im Vergleich zum Vorjahr um zwölf, die der Spender um gut sechs Prozent.

Die Vorwürfe müssten „mit Blick auf die rückläufigen Organspendezahlen und die sensible Wahrnehmung des Themas Organspende in der Öffentlichkeit“ Anlass sein, „für eine umgehende Aufklärung und transparente Information der Öffentlichkeit Sorge zu tragen“, heißt es in einem Brief des Ministeriums an den Darmstädter Regierungspräsidenten – und ähnlich in einem weiteren an den Stiftungsrat. Die DSO mit Sitz in Frankfurt am Main ist die bundesweite Koordinierungsstelle für Organspenden in Deutschland, der elfköpfige Stiftungsrat ihr Aufsichtsgremium. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe kündigte er eine Sondersitzung an. Sie soll nach Tagesspiegel-Informationen an diesem Donnerstag stattfinden.

Das Grundproblem sei, so heißt es unter DSO-Mitarbeitern, dass der Stiftungszweck lediglich als „Förderung der Organspende“ beschrieben sei. Dadurch sei man „im Prinzip völlig frei bei der Verwendung der Gelder“. Auch kämen frühere Arbeitgeber und Verwandte des Vorstands bei Auftragsvergaben auffällig zum Zuge. Die Stiftungsratsmitglieder seien teils hochbetagt und kaum interessiert an Kontrollen, das Land Hessen noch weniger.

Im deutschen Transplantationssystem gehe es „um enorm viel Geld“, sagen Experten, da müsse einfach genauer hingeschaut werden. Von den Krankenkassen erhielt die DSO allein für 2011 eine Organisationspauschale von 33,2 Millionen Euro, davon 8,2 Millionen für die Hauptverwaltung und 1,1 Millionen für die Kommunikationsabteilungen. Allerdings ist man im Spitzenverband der Ansicht, dass es „übereilt und nicht zielführend“ wäre, allein auf der Basis anonymer Hinweise „die grundlegende Organisationsstruktur infrage zu stellen“. Auch eine regionale Zersplitterung sei „kein geeigneter Weg für ein höheres Spenderaufkommen“, sagte eine Sprecherin.

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