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In Houston nehmen Menschen am Sarg von George Floyd Abschied.

© imago images/ZUMA Wire

Update

Beerdigung von George Floyd: „Wir wollen ein Fest feiern, wir wollen uns an seinen Namen erinnern“

In Houston findet am Dienstag die Beisetzung des getöteten Afroamerikaners statt. Schon gestern hatten hunderte am Sarg Abschied genommen.

Gut zwei Wochen nach seinem Tod bei einem brutalen Polizeieinsatz wird der Afroamerikaner George Floyd am Dienstag im US-Bundesstaat Texas beigesetzt. Wie der Sender "CNN" berichtet, soll die private Beerdigung um 11 Uhr Ortszeit (18 Uhr MESZ) in der Fountain of Praise Kirche stattfinden. Der Gottesdienst soll live übertragen werden, er ist auf 500 Personen begrenzt. Der ehemalige Profiboxer Floyd Mayweather übernimmt Medienberichten zufolge die Kosten der Bestattung.

Gegenüber "CNN" sagte die Co-Pastorin Mia K.Wright, der Gottesdienst werde eine Feier von Floyds Leben sein. „Wir feiern ein Leben, das seine Höhen und Tiefen hatte, wie viele andere Leben auch, aber auch ein Leben, das mit Gott verbunden war und mit dem sich jetzt alle Menschen auf der ganzen Welt aufgrund der Tragödie und des Traumas, durch das er starb,, verbunden haben." Weiter sagte sie demnach: "Und so wollen wir ein Fest zu Hause feiern, wir wollen uns an seinen Namen erinnern".

Schon der Vortag stand im Zeichen der Trauer: Hunderte Menschen nahmen in der Metropole Houston in einer Kirche am aufgebahrten Sarg Abschied. In der Stadt, wo Floyd aufgewachsen war, säumten am Montag US-Flaggen den Weg zur Kirche. Heute sei ein wichtiger Tag, sagte Perence Mcintosh, selbst Afroamerikaner und Bürger von Houston. "Es ändert sich viel", erklärte er. Es sei tragisch, dass jemand dafür habe sein Leben lassen müssen.

Floyds goldglänzender Sarg in der Kirche war geöffnet, TV-Bilder zeigten Menschen, die nacheinander zu seinem Leichnam vorgelassen wurden. Darunter waren auch mehrere Uniformierte und ein Mann, der vor dem Getöteten niederkniete. Mehrere Personen reckten auch die Faust als Zeichen des Kampfes gegen Rassismus vor dem Sarg in die Luft.

Strikte Sicherheitsmaßnahmen wegen Coronavirus

Wegen der Gefahr durch das Coronavirus gelten bei den Trauerfeierlichkeiten strikte Sicherheitsmaßnahmen. So zeigten Fotos, wie bei Besuchern vor der Kirche die Körpertemperatur gemessen wurde. Die Menschen - meistens eine Gesichtsmaske tragend - wurden aufgefordert, Abstand voneinander zu halten.

Trauernde stehen vor dem Sarg von George Floyd während einer öffentlichen Gedenkfeier in der «The Fountain of Praise» Kirche.
Trauernde stehen vor dem Sarg von George Floyd während einer öffentlichen Gedenkfeier in der «The Fountain of Praise» Kirche.

© Godofredo A. Vasquez/Pool Houston Chronicle/AP/dpa

Unterdessen kam der designierte Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, Joe Biden, mit Floyds Familie zusammen. „Es ist schwierig genug zu trauern, aber es ist viel schwieriger, es in der Öffentlichkeit zu tun“, sagte Biden im Anschluss dem Sender CBS. „Es ist viel schwieriger, wenn die ganze Welt einem zusieht.“

An der Beisetzung in Pearland nahe Houston nimmt der Ex-Vizepräsident nicht teil. Er wolle aber eine Videobotschaft aufnehmen, berichteten US-Medien. Mit seinem Besuch in Texas hat Biden aber schon das Kontrastprogramm zu seinem Gegner im Rennen um die US-Präsidentschaft, Amtsinhaber Donald Trump, bei der Wahl im November abgespielt.

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Trump traf im Weißen Haus vor laufenden Kameras Vertreter von Sicherheitsbehörden, denen er Rekorde in der Strafverfolgung attestierte. Biden sprach in Houston, wo Floyd aufgewachsen war und wo am Dienstag der Trauergottesdienst stattfindet, unter anderem mit dessen sechsjähriger Tochter Gianna. 

Bilder davon bekam man zunächst nur über Umwege - etwa über das Instagram-Profil des Anwalts Chris Stewart. „Sich gegenseitig zuzuhören ist das, was Amerika heilen wird. Genau das hat Vizepräsident Joe Biden mit der Familie von George Floyd gemacht - für mehr als eine Stunde“, schrieb der Anwalt von Floyds Familie, Benjamin Crump, auf Twitter.

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Der brutale Polizeieinsatz, bei dem Floyd am 25. Mai in Minneapolis ums Leben kam, hat die USA mitten in der Corona-Pandemie aufgewühlt. Ein weißer Beamter hatte dem 46-Jährigen sein Knie fast neun Minuten in den Nacken gedrückt - trotz aller Bitten Floyds, ihn atmen zu lassen.

Die Ermittler klagten den Polizisten daraufhin unter anderem wegen Mordes zweiten Grades an. Darauf steht in den USA eine Haftstrafe bis zu 40 Jahre. Für eine vorläufige Freilassung vor einem möglichen Urteil müssten mindestens eine Million Dollar als Sicherheit hinterlegt werden, wie ein Gericht in Minnesota zu Beginn einer ersten Anhörung des Polizisten am Montag mitteilte. Auch drei weitere beteiligte Polizisten wurden angeklagt.

Nach seinem Treffen mit Floyds Angehörigen sagte Biden dem Sender CBS in Anspielung auf eine Aussage von Gianna Floyd: „Ich denke, ihr Vater wird die Welt verändern.“

Das Mädchen hatte gesagt, ihr Vater habe die Welt verändert. „Ich denke, was hier passiert ist, ist einer dieser großen Wendepunkte in der amerikanischen Geschichte, was bürgerliche Freiheiten, Bürgerrechte und die gerechte Behandlung von Menschen mit Würde betrifft“, sagte Biden. (Tsp/dpa/Reuters)

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