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Der Bundestag will die Ferkelkastration ohne Betäubung für zwei weitere Jahre erlauben.

© Carmen Jaspersen/dpa

Beratungen im Agrarausschuss: Tierschutzbund fordert Ablehnung betäubungsloser Ferkelkastration

Der Bundestag will das Verbot von Ferkelkastration ohne Betäubung um zwei Jahre verschieben. Tierschützer hoffen, dass die SPD den Gesetzentwurf ablehnt.

Vor der Abstimmung im Bundestag über eine Verlängerung der betäubungslosen Kastration von Ferkeln hat der Deutsche Tierschutzbund die Abgeordneten zur Ablehnung des Gesetzentwurfs aufgefordert. "Wer die Schmerzen für die Ferkel verlängert, der verstößt auch eklatant gegen das Staatsziel Tierschutz", sagte Verbandspräsident Thomas Schröder der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Samstag. "Noch hoffen wir, dass sich in der SPD-Fraktion der Widerstand aufbaut."

Eigentlich sollten Bauern in Deutschland laut Tierschutzgesetz zum Jahresende die chirurgische Kastration ohne Betäubung bei unter acht Tage alten männlichen Schweinen einstellen. Ab 1. Januar 2019 müsste dann ein Verfahren angewendet werden, das Schmerzen wirksam ausschaltet. Sofern das nicht möglich ist, müssten die Tierhalter auf eine chirurgische Kastration verzichten. Durch einen neuen Gesetzentwurf von Union und SPD sollen die Betriebe nun aber bis Ende 2020 Zeit für die Umstellung erhalten.

Narkosemittel Isofluran zugelassen

Für die umstrittene Kastration von Ferkeln sollen Bauern in Deutschland künftig das Narkosemittel Isofluran nutzen können. Die nun erfolgte Zulassung durch das zuständige Bundesamt sei ein „wichtiger Schritt“, um der Anforderung der Schmerzausschaltung nachzukommen, sagte Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Freitag. Damit stehe eine Option zur Verfügung, für deren Anwendung sie „zeitnah“ die notwendige Verordnung vorlegen wolle. Isofluran ist ein Inhalations-Narkotikum, das geschulte Landwirte mit einem Sachkundenachweis künftig selbst anwenden dürfen.

Anfang November hatte der Bundestag den Entwurf zur Änderung des Tierschutzgesetzes an den Agrarausschuss überwiesen, der am Montag darüber beraten will. Ebenfalls kommende Woche könnte dann die Abstimmung im Bundestag folgen. Der CDU-Agrarpolitiker Albert Stegemann sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", ohne eine Fristverlängerung drohe den deutschen Sauenhaltern das Aus. "Daher geben wir den Beteiligten letztmalig zwei Jahre Zeit, als Brücke, um hierfür praxistaugliche und am Markt akzeptierte Lösungen zur Anwendung zu bringen."

Hintergrund ist, dass die große Koalition das zum 1. Januar 2019 greifende Verbot der betäubungslosen Kastration von Ferkeln um zwei Jahre verschieben will. Angesichts einer schon fünf Jahre laufenden Übergangsfrist steht sie bei Tierschützern in der Kritik. Der Bauernverband hatte dringend dafür geworben und darauf verwiesen, dass es keine praktikablen Alternativverfahren gebe.

In Deutschland werden Millionen Ferkel wenige Tage nach der Geburt ohne Betäubung kastriert. Die Ferkelkastration wird für notwendig gehalten, da männliche Schweine andernfalls den als unangenehm empfundenen Ebergeruch entwickeln können. In der Schweiz, wo die Betäubung von Ferkeln bei der Kastration schon seit 2009 vorgeschrieben ist, wird Isofluran regulär eingesetzt. Tierärzte sehen die Anwendung durch Laien aber kritisch. (AFP, dpa)

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