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Politik: Bis zu 20 Prozent mehr für Uni-Ärzte

Einigung nach drei Monaten Tarifstreit / Kein Ost-West-Ausgleich

Berlin - Der größte Ärztestreik in der Geschichte Deutschlands steht vor dem Ende. Nach drei Monaten Arbeitskampf haben sich die Tarifgemeinschaft der Länder (TdL) und der Klinikärzteverband Marburger Bund (MB) in Berlin auf einen eigenen Tarifvertrag für die rund 22 000 Mediziner an Universitätskliniken und Landeskrankenhäusern geeinigt.

Die Streiks würden nun rasch heruntergefahren, kündigte MB-Chef Frank Ulrich Montgomery am Freitag nach knapp fünfstündigen Verhandlungen an. Am Dienstag entscheide die Tarifkommission über das Angebot. Um den Arbeitskampf zu beenden, seien dann noch die Ergebnisse einer Urabstimmung abzuwarten. Es werde nicht einfach sein, die Mitglieder zu überzeugen, denn man habe „einige Kröten“ schlucken müssen, sagte Montgomery.

So habe man nicht erreicht, dass Berufsanfängern noch ein Aufschlag von monatlich 100 Euro für die ersten beiden Jahre gezahlt wird, sagte MB-Sprecher Athanasios Drougias dem Tagesspiegel. Auch die Gehaltsschere zwischen Klinikärzten in Ost- und Westdeutschland bleibe bestehen. Eine Angleichung sei auf „massiven Widerstand“ der ostdeutschen Finanzminister gestoßen, hieß es.

Dennoch habe sich der lange Streik „ausgesprochen gelohnt“, sagte Montgomery. Schließlich schreibe man „Tarifgeschichte“. Erstmals habe man einen eigenen Tarifvertrag erkämpft, künftig könnten die Ärzte also „ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen“. Zu diesem Zweck hatte der Verband im vergangenen Jahr die Tarifgemeinschaft mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgekündigt.

Man habe auch „erhebliche Gehaltszuwächse“ erreicht, freute sich Drougias. Je nach Gehaltsgruppe bezifferte er sie auf 16 bis 20 Prozent. Junge Ärzte kämen auf ein monatliches Plus von mehr als 500 Euro. Es sei „gelungen, das Weihnachts- und Urlaubsgeld, das uns die Länder gestohlen haben, komplett zurückzuholen“. Die Gehaltserhöhung tritt vier Monate früher als geplant, also bereits im Juli, in Kraft. Für Bereitschaftsdienste an gesetzlichen Feiertagen gibt es einen Aufschlag von 25 Prozent. Und pro Jahr werden drei Tage Fortbildungsurlaub bezahlt. Außerdem gibt es eine Öffnungsklausel für gesonderte Vereinbarungen mit den jeweiligen Bundesländern. Ursprünglich hatte der Marburger Bund neben besseren Arbeitsbedingungen 30 Prozent mehr Gehalt gefordert.

TdL-Chef Hartmut Möllring sagte, der vereinbarte Tarif sei „praktisch identisch“ mit dem, den man mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi abgeschlossen habe. Darüber hinaus gehende Punkte würden nun auch der Gewerkschaft angeboten. Möllring zeigte sich „sehr zufrieden“ mit dem Abschluss. Auf die Länder kämen nun zwar erhebliche Mehrkosten zu, dies sei aber absehbar gewesen.

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