zum Hauptinhalt

Bombenanschlag: Vier kanadische Nato-Soldaten in Afghanistan getötet

Ein Selbstmordattentäter hat im Süden Afghanistans vier kanadische Nato-Soldaten mit in den Tod gerissen und 24 Kinder verletzt, die gerade um Kugelschreiber und Hefte anstanden.

Kandahar/Paris - Bei dem Anschlag nahe Kandahar wurden nach Angaben der Polizei auch zehn kanadische Soldaten verletzt. Die Nato-geführte Afghanistantruppe Isaf bestätigte den Anschlag, teilte jedoch nichts zur Staatsangehörigkeit der Opfer mit. "Es wurden auch mehrere afghanische Zivilisten getötet", sagte Isaf-Sprecher Quentin Innis ohne nähere Angaben.

"Die Kinder liefen zu dem kanadischen Konvoi, weil dort Stifte und Schreibhefte verteilt wurden", sagte der Augenzeuge Mohammed Karim. "Es gab eine Menge Kinder, die lachten und riefen 'Gib mir einen, gib mir einen'". Dann sei der Attentäter auf seinem Fahrrad herangefahren und habe den Sprengsatz gezündet. "Mit der Explosion war das Rufen der Kinder schlagartig vorbei, man hörte Schreie und sah, wie Leute in alle Richtungen davonliefen, einige mit Verletzungen." Vier Kinder erlitten lebensgefährliche Verletzungen.

Der Attentäter sei ein Einwohner Kandahars, der seinen Sprengstoffgürtel gezielt gegen die Kanadier eingesetzt habe, sagte ein Sprecher der fundamentalistischen Taliban. In der Provinz Kandahar sind rund 2300 kanadische Soldaten stationiert. Am Sonntag hatte die Isaf erklärt, sie habe eine Großoffensive gegen Taliban-Kämpfer bei Kandahar beendet. Die Taliban hatten vom Süden Afghanistans aus 1996 den Großteil des Landes erobert und in Kabul die Macht übernommen. 2001 wurden sie von einer internationalen Koalition unter Führung der USA von der Macht verdrängt. Seit Jahresbeginn hat die Zahl der Anschläge stark zugenommen.

Taliban-Chef getötet

Die Polizei in Kandahar teilte mit, bei Auseinandersetzungen in der Provinz Helmand seien 13 Taliban-Kämpfer getötet worden. Einwohner des Dorfes Awasai im Bezirk Girischk forderten demnach die Hilfe der Polizei an. Unter den Getöteten sei auch der dortige Taliban-Chef Mohammed Achund, sagte ein Polizeisprecher.

Der französische Generalstabschef Henri Bentégeart bezeichnete die gegenwärtige Lage in Afghanistan als "schlecht". Vor eineinhalb Jahren habe es dort "praktisch keine Taliban-Gruppen gegeben und nur noch isoliert Attentate", sagte Bentégeart am Sonntagabend. Heute gebe es gut organisierte und gut bewaffnete Taliban-Gruppen von 50 bis 300 Mann, "die sich einen offenen Krieg mit der Nato liefern". Frankreich ist in Afghanistan nicht nur in der Nato-Truppe Isaf vertreten, sondern bekämpft auch mit Spezialkommandos die Taliban. (tso/AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false