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Bronislaw Komorowski ist der angehende Präsident Polens.

© dpa

Bronislaw Komorowski: Aktiver Politiker – und Dissident

Der neue polnische Präsident gilt als klarer Anti-Kommunist: Vor der Wende war er Menschenrechtsaktivist und Journalist diverser Untergrundzeitungen.

„Ich habe einen Schnauzbart und manchmal geschieht mir ein Ausrutscher, doch ich habe fünf Kinder groß gezogen“, hat Bronislaw Komorowski im Wahlkampf gern über sich gesagt. Es klingt sympathisch, doch reichlich unbedarft für einen angehenden Präsidenten. So sei er schon immer gewesen, berichten seine Freunde, die ihn mit der Koseform „Bronek“ rufen: Aufrichtig, bodenständig, unkompliziert. Dabei stammt der 57-jährige aus einem alten, polnischen Adelsgeschlecht. Vor der Flugzeugkatastrophe von Smolensk im April galt der überraschende Sieger einer internen Parteiabstimmung bei der liberalen Bürgerplattform (PO) als klarer Favorit für die regulär im Herbst stattfindenden Präsidentschaftswahlen. Doch der vorgezogene Wahltermin, die Trauer um Lech und Maria Kaczynski und das Hochwasser hatten seine Siegeschancen vorübergehend geschmälert.

Als Übergangspräsident hielten sich die Ausrutscher des 1952 bei Wroclaw (Breslau) geborenen Komorowski zwar in Grenzen. Doch Komorowski zeigte wenig Eigenständigkeit gegenüber seinem Mentor Donald Tusk. Für ihn spricht vor allem seine Dissidentenbiografie mit Gefängnisaufenthalten in den 70er-Jahren und Internierung nach Ausrufung des Kriegsrechtes Ende 1981. Komorowski engagierte sich in seiner Jugend bei den Pfadfindern. Dort lernte er auch seine Frau kennen. Er studierte Geschichte, war vor der Wende Menschenrechtsaktivist und Journalist diverser Untergrundzeitungen. Den Runden Tisch lehnte er ab, mit der realsozialistischen Staatsmacht wollte der Anti-Kommunist nicht verhandeln. Nach der Wende wurde Komorowski ins erste demokratische Parlament gewählt. Vier Regierungen diente er als Verteidigungsminister. Als Tusk 2007 an die Macht kam, betraute er ihn mit dem Posten des Parlamentspräsidenten. Komorowski wurde damit drittwichtigster Mann im Staat.

Frank Lüdecke

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