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Politik: BSE-Krise: Schnell geschaltet

Der einzige, der dem ersten BSE-Fall Italiens Positives abgewinnt, ist Gesundheitsminister Umberto Veronesi. Getreu seiner Maxime, dass bei Katastrophen Zurückschauen wenig nützt und stattdessen alle Kräfte auf die Rettung in der Zukunft zu richten sind, kommentiert er den ersten konkreten Verdachtsfall von BSE in Italien so: "Seht ihr, wie ich gesagt habe - die Tests funktionieren.

Der einzige, der dem ersten BSE-Fall Italiens Positives abgewinnt, ist Gesundheitsminister Umberto Veronesi. Getreu seiner Maxime, dass bei Katastrophen Zurückschauen wenig nützt und stattdessen alle Kräfte auf die Rettung in der Zukunft zu richten sind, kommentiert er den ersten konkreten Verdachtsfall von BSE in Italien so: "Seht ihr, wie ich gesagt habe - die Tests funktionieren." Gleichzeitig warnte er aber wenige Stunden nach Bekanntwerden des Falles am Wochenende, sich nun in Sicherheit zu wiegen: "Bevor wir nicht wenigstens 30 000 Rinder untersucht haben, können wir keinerlei Aussagen über das Ausmaß der Seuche machen." Bisher wurden gerade mal ein paar hundert Tierkadaver dem Schnelltest unterworfen.

Doch der Verdachtsfall wirft zunächst einmal allerhand Fragen auf: Der Stall bei Brescia, in dem die Kuh ausgemacht wurde (ein eben geborenes Kalb war deformiert), gilt als Musterunternehmen. Wo die Sondereinheit der Carabinieri auch nachschaute: alles war ordnungsgemäß. Keine eingeführten Rinder, ausdrücklich vom Hersteller garantiertes Kraftfutter, kein Kontakt mit anderem Vieh. Die Kuh selbst hatte zudem bereits mehrere Male geworfen, jedes Mal gesunde Kälber. Deshalb wurde die Aktion der Gesundheitsbehören denn auch sofort groß ausgeweitet: Die Kälber wurden im Stall isoliert, sogar die Herde des Stiers, der die Kuh befruchtet hatte und mittlerweile verkauft worden war, und der Zugang zur Futtermittelfabrik, aus der das Trockenfutter stammte, wurden hermetisch abgeriegelt. Hunderte von Carabinieri passen auf, dass niemand die Absperrungen missachtet. "Sieht aus wie die Jagd nach einem Massenmörder", kommentiert "La Repubblica".

Italien hatte sich bisher besonders sicher vor BSE gefühlt, allerdings aus anderen Gründen als die Deutschen bis zum vergangenen Dezember: So zahlreich wie hier sind Kleinanwesen und frei gehaltene Kühe kaum anderswo; Agrarminister vergangener Regierungen mussten sich daher sowohl intern wie auch von den Brüsseler EU-Behörden oft wegen "Rückständigkeit" rüffeln und zum Aufbau größerer, rentablerer Höfe mit Massenhaltung auffordern lassen. Jetzt, da gerade Agrarfabriken in Verruf kommen, hofft das Land sich geradezu an die Spitze "moderner Viehhaltung" ("Corriere della sera") setzen zu können - daher die schnelle Klärung möglicher Futter-Panschereien.

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