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Buch über Altbundespräsident Wulff: Ein deutsches Sittengemälde

Ein neues Buch über die „Affäre Wulff“ ist erschienen..

Von Antje Sirleschtov

Knapp ein Jahr ist es her, dass Christian Wulff auf der Mailbox des Chefredakteurs der „Bild“-Zeitung eine Nachricht hinterließ. Was folgte, war eine bis dahin nie gesehene Abfolge von Enthüllungen über das Leben eines deutschen Politikers, der es wenige Monate zuvor bis zum Amt des Bundespräsidenten geschafft hatte. Private Hauskredite, Urlaubsreisen auf Einladung von Unternehmern und immer wieder die Frage: Wer war dieser Bundespräsident für 598 Tage wirklich? Ob sich Wulff im strafrechtlichen Sinn überhaupt hat etwas zuschulden kommen lassen, ist bisher noch unklar. Noch steht die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Hannover über die Erhebung einer Anklage aus. Doch das moralische Urteil über den Politiker in der Öffentlichkeit steht fest: ein Mann, der die Grenzen seines Amtes nicht kannte, der mitnahm, was man ihm anbot.

„Christian Wulff ist an Christian Wulff gescheitert“, stellen die „Bild“- Reporter Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch am Mittwoch fest. Sie haben seinerzeit die Recherchen über Wulff geführt, sind dafür mit dem Henri- Nannen-Preis bedacht worden und haben die Geschichte jetzt noch einmal in einem Buch zusammengetragen. „Affäre Wulff“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf) nennen sie es und prophezeien: „Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.“ Unklar, ob sie damit auch eine Debatte über den Umgang der Medien mit einem Politiker meinen. Die Autoren wollen sich jedenfalls nicht vorwerfen lassen, dass sie Wulff gejagt hätten, wie man ein weidwundes Tier nicht jagen würde. „Wir haben zusammengetragen, was war“, sagen sie, „bewerten werden wir das nicht.“

Der Ex-„Tagesthemen“-Moderator Ulrich Wickert hat das Werk vorgestellt, es als „Lehrbuch der Recherche“ gelobt. Und dann doch gemeint, die Affäre sei eher ein „deutsches Sittengemälde“, über das man im Ausland lache.

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