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Politik: Bündnis gegen den Terror

Warum Israel und Kenia zusammenarbeiten.

Tel Aviv - Kenias Feinde sind Israels Feinde: So wurde Israels Premierminister Benjamin Netanjahu im Jahr 2011 in den Medien zitiert. Der damalige kenianische Premierminister Raila Odinga war gerade zu Besuch und Israel sagte ihm Unterstützung zu, das Land von „fundamentalistischen Elementen“ zu befreien. Einen Monat zuvor waren kenianische Truppen in das Nachbarland Somalia einmarschiert: Sie kämpften gegen die Terroreinheit Al Shabaab, die sich später im Jahr 2012 mit Al Qaida verbündete.

Tatsächlich ist die Kooperation zwischen Israel und Kenia nicht neu. So ist es auch nicht verwunderlich, dass israelische Spezialkräfte in das Geiseldrama von Nairobi eingegriffen haben. Bei dem Terrorakt in einem Kaufhaus mit zum Teil israelischen Eigentümern sind mehr als 70 Menschen getötet worden. „Kenia spielt geopolitisch eine äußerst wichtige Rolle in der Terrorbekämpfung. Deshalb arbeiten Israel und Kenia schon lange in diesem Bereich zusammen“, sagt Nir Kalron. Der 35-jährige Israeli ist ein Experte auf dem Gebiet der israelisch-afrikanischen Beziehungen. Zunächst bildete er in Afrika Soldaten im Kampf gegen den Terrorismus aus. Heute setzt er sich mit seiner eigenen Firma „Maisha Consulting“ gegen den Handel von Elfenbein und das Horn von Nashörnern ein. Seit fünf Jahren ermittelt er in diesem Zusammenhang auch verdeckt im Al-Shabaab-Milieu: „Sie finanzieren sich zu einem großen Teil durch den Elfenbeinhandel.“

Bereits 1976 bei der Operation Entebbe in Uganda half Kenia den israelischen Streitkräften bei der Befreiung: Eine Air-France-Maschine aus Tel Aviv wurde von palästinensischen und deutschen Terroristen entführt. Kenias damaliger Präsident Jomo Kenyatta erlaubte Israel, den kenianischen Luftraum zu durchqueren und auf dem Flughafen zu tanken. „Seit damals sind mehr und mehr israelische Sicherheitsfirmen und private Geschäftsleute aus dem Bereich Heimatschutz nach Kenia gegangen“, erklärt Nir Kalron. „Sie sind für die Sicherheit in Kaufhäusern oder Banken zuständig oder installieren Überwachungskameras.“

Nach Angaben der israelischen Tageszeitung „Ha'aretz“ soll Kenia auch ein Kunde der israelischen Waffenindustrie sein. Kenianische Soldaten würden von israelischen Spezialkräften auf dem Gebiet der Terrorabwehr ausgebildet. Außerdem werden Wikileaks-Berichte zitiert, laut denen der Generaldirektor des kenianischen Außenministeriums im Jahr 2007 von einer langjährigen Zusammenarbeit mit Israel im Sicherheitsbereich – auch der Geheimdienste – spricht. Israel bilde mit Kenia ein Gegengewicht zu den Nachbarstaaten, die die Werte Kenias nicht teilten, heißt es weiter. Gemeint ist damit auch die Terroreinheit Al Shabaab in Somalia.

Nir Kalron verweist auf die Vorgehensweise der Terroristen in Nairobi: eine Geiselnahme mit Maschinengewehren, kein Bombenanschlag. Das zeige den besonderen Kampfgeist von Al Shabaab. Die Terroristen hätten versucht, die Konfrontation so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und so viele Menschen wie möglich auf einfache Weise gefangen zu nehmen. Nir Kalron ist sich sicher, dass Israel und Kenia nach dem Attentat verstärkt zusammenarbeiten werden: „Der Anschlag muss aufgeklärt werden. Bei der forensischen Arbeit werden israelische Experten sicher helfen.“ Lissy Kaufmann

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