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Politik: Bush lobt die gute Zusammenarbeit mit Schröder

Der US-Präsident telefoniert mit dem scheidenden Kanzler und will in Kontakt mit ihm bleiben

Washington - Abschiede machen sentimental. Gerhard Schröders Augen wurden beim Gewerkschaftskongress feucht. George W. Bush entdeckt plötzlich seine Gefühle für den scheidenden Kanzler. In einem Telefonat lobte der Präsident der USA die Zusammenarbeit, sagte sein Sprecher Scott McClellan. Die beiden hätten sich wechselseitig Respekt bekundet und wollten in Kontakt bleiben. Bush hatte bereits tags zuvor mit Angela Merkel telefoniert und ihr zur absehbaren Kanzlerschaft gratuliert. Aber diese Abfolge wollte man in Washington nicht als Zurücksetzung Schröders verstanden wissen; sie sei Folge der Türkeireise des Kanzlers und des Terminplans von Bush.

Konstruktive Zusammenarbeit, gegenseitiger Respekt? Der Kanzler hatte über längere Zeit für den US-Präsidenten und dessen Irakpolitik ungefähr die Rolle gespielt wie die Gewerkschaftsbosse bei der Agenda 2010: Wortführer der Verhinderungsfront. Getobt haben soll Bush im Sommer 2002, als Schröder die Ablehnung des Irakkriegs zum emotionalen Wahlkampfhit ausbaute, den Präsidenten einen schießwütigen Cowboy nannte und seine Justizministerin Däubler-Gmelin Bush mit „Adolf Nazi“ verglich. Persönlich hintergangen fühlte sich Bush; er meinte, Schröder habe ihm versprochen, keine Stimmung gegen ihn zu machen.

Wahr ist aber auch: Trotz Irakstreit hat Schröders Regierung Amerika im Kampf gegen den Terror weltweit stärker unterstützt als die meisten Staaten, die offiziell zur Koalition der Willigen zählten, politisch wie militärisch. Nur hat sich der Kanzler in Deutschland ungern dazu bekannt. Bushs Schröder-Verklärung enthält einen Kern Wahrheit, der kommt nun ans Licht. Denn Abschiede stimmen milde.

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