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"Capital"-Umfrage: Merkel überzeugt die Manager

Nach dem durchwachsenen Reformjahr 2006 gilt Angela Merkel bei den Führungskräften aus Wirtschaft und Politik nun wieder als "starke Kanzlerin". Zudem glauben die Bosse fest an eine Fortsetzung des wirtschaftlichen Aufschwungs.

Berlin - Der Wind hat sich wieder gedreht bei den deutschen Top-Entscheidern aus Wirtschaft und Politik. Nach einem dramatischen Ansehensverlust im Oktober letzten Jahres ist Angela Merkel (CDU) jetzt für die Mehrheit der Führungskräfte wieder eine "starke Kanzlerin". Für die große Koalition dagegen enthält das "Capital"-Elite-Panel wenig Lob. Zwei Drittel der 646 Befragten sind von der Arbeit der Regierung "enttäuscht".

"Nun profitiert sie zunehmend vom Aufschwung, der auch die Reformdiskussion zurücktreten lässt", interpretiert Allensbach-Chefin Renate Köcher den Rückenwind für Merkel. Das Misstrauen in deren Regierungs-Koalition dagegen lasse sich durch die gravierenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Union und SPD erklären. "Kaum jemand liebt große Koalitionen, da sie zu permanenter Kompromisssuche zwingen", sagt Köcher. 69 Prozent der Wirtschaftsbosse glauben daher nicht, dass die Regierung bis zur nächsten Bundestagswahl noch wichtige Reformen anstoßen wird.

83 Prozent der Führungskräfte glaubt an weiteren Aufschwung

In sich selbst hat die Wirtschaft nach der Mehrwertsteuer-Erhöhung dagegen wieder mehr Vertrauen. Der Glaube an einen Aufschwung im nächsten halben Jahr ist mit 83 Prozent deutlich ausgeprägter. Über die Hälfte der Führungskräfte, vor allem aus der Politik, rechnen mit einem "kräftigen dauerhaften Aufschwung". Das sind so viele wie seit den Boom-Jahren 2000/2001 nicht mehr. "So eine schnelle Trendwende hatten wir noch nie", erklärt "Capital"-Chefredakteur Klaus Schweinsberg mit Blick auf die plötzlich "extrem optimistisch" beurteilten Konjunkturaussichten. Vor einem halben Jahr hatte nicht einmal ein Drittel der Befragten den Aufschwung als dauerhaft eingeschätzt.

Sorgen machen sich die Entscheider vor einer Rückkehr Deutschlands zur Klassengesellschaft. So fürchten 78 Prozent der Elite, dass sich eine Unterschicht herausbildet, die "sich sozial und wirtschaftlich vom Rest der Gesellschaft abkoppelt". Die Politik machen aber nur 35 Prozent für die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich verantwortlich. So halten 64 Prozent der Elite soziale Aspekte in Deutschland für "ausreichend berücksichtigt".

Auch wenn die Führungskräfte die große Koalition stark kritisieren, sehen sie in der Opposition weiter keine überzeugenden Alternativen. Nur 19 Prozent der Befragten nannten überhaupt einen beeindruckenden Oppositionspolitiker. Führend in der Gunst der Top-Manager ist FDP-Chef Guido Westerwelle. (tso/ddp)

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