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Ein Bild aus besseren Tagen. Viel zu lachen haben CSU-Chef Horst Seehofer und die bayerische JU-Vizevorsitzende Katrin Poleschner derzeit nicht.

© dpa

CSU: Eine Partei trägt Schwarz

Für die CSU kommt der Rücktritt ihres Verteidigungsministers nicht nur ungelegen. Das vorläufige Ende der Karriere Guttenberg ist durchaus als Katastrophe zu bezeichnen.

Wurde Katrin Poleschner auf ihn angesprochen, bekam die 27-Jährige leicht feuchte Augen. „Für mich ist er ein Mensch, der mich politisch schon seit Jahren unglaublich motiviert“, sagte die Vizevorsitzende der bayerischen Jungen Union kürzlich über Karl-Theodor zu Guttenberg. „Er ist ein Symbol für Idealismus.“ Wo immer er sich der Parteibasis zeigte, war zu Guttenberg der angehimmelte Star. Als er jüngst einmal die Landtagsgaststätte in München betrat, brandete unter den dort versammelten Landfrauen spontaner Beifall auf.

Für die CSU als bayerische Regierungspartei ist der Rücktritt des 39-jährigen Adligen aus Oberfranken durchaus als Katastrophe zu bezeichnen. Das empfindet auch Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer so, der am Dienstag eilig für 13 Uhr zu einer Pressekonferenz lud. Seehofer wirkte wie vor den Kopf gestoßen und sprach von einem „großen Verlust“. Die Angelegenheit sei „sehr, sehr traurig“. Für ihn komme der Rücktritt „vollkommen überraschend“, und das glaubt man ihm. Noch am Nachmittag davor im CSU-Parteivorstand schien ihm der Minister „entschlossen, sein Amt wahrzunehmen und seine Bundeswehrreform zu Ende zu bringen“.

2008 hatte Seehofer ihn zum CSU-Generalsekretär gemacht – Guttenberg sei seine „Erfindung“, wurde er seither zitiert. Doch mit der Zeit wurde die Erfindung zur Gefahr für Seehofer. Guttenberg wurde als Bundeswirtschafts- und dann als Verteidigungsminister zum Heilsbringer stilisiert, während die CSU in Umfragen verlor, von einer Affäre in die nächste schlitterte und Seehofer mehr und mehr als unberechenbarer Solist galt. Spätestens auf dem CSU-Parteitag im Oktober war klar: Wenn er will, bekommt Guttenberg alles von der Partei – den Vorsitz und das Amt des Ministerpräsidenten.

Damit ist es jetzt vorbei – vorerst jedenfalls. Seehofer ist wieder unumschränkt die Nummer eins. Über Guttenberg sagte Seehofer am Dienstag: „Er bleibt einer von uns.“ Er werde „alles tun, dass Karl-Theodor zu Guttenberg der deutschen Politik erhalten bleibt“. Denn Seehofer weiß, dass Guttenberg der CSU Stimmen und Sympathien bringt. Das Kalkül dürfte nun lauten: Der Freiherr erhält eine Karenzzeit, macht sich klein – und dann probiert man langsam, ihn wieder nach vorn zu bringen.

Ob die Parteibasis den Rückzug des Oberfranken ohne Zorn hinnimmt, wird sich spätestens kommende Woche zeigen. Beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau könnte es zu großen Sympathiebekundungen für Guttenberg kommen – erst recht, wenn er selbst erscheinen sollte.

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