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Politik: Das Geschäft mit den Kindern

1,2 Millionen Minderjährige werden weltweit als Arbeitssklaven verkauft

Vor der Küste Benins wurde im vergangenen Jahr ein Sklavenschiff gestoppt. 43 Mädchen und Jungen aus Benin sollten nach Gabun gebracht werden, um dort auf Plantagen zu arbeiten. Ihre Geschichte ging um die Welt. Heute sind diese Kinder wieder bei ihren Familien. Das UN-Kinderhilfswerk Unicef fürchtet jedoch, dass einige von ihnen wieder in die Hände von Kinderhändlern geraten sein könnten. 200 000 Kinder werden in Westafrika jedes Jahr als Arbeitssklaven, Hausdiener oder Prostituierte verkauft. Weltweit sind es über 1,2 Millionen Kinder. Unicef hat am Montag eine Spendenaktion für die Opfer begonnen.

Doch es ist schwer, den Kinderhandel zu stoppen. „Das Verhalten der Eltern wird von der Armut diktiert“, sagt Esther Guluma, die Leiterin von Unicef in Benin. Außerdem gibt es in Westafrika die Tradition, Kinder früh zu Verwandten in der Stadt zu geben, damit sie dort zur Schule gehen und im Haushalt mithelfen. „Daraus haben die Menschenhändler ein kriminelles Geschäft gemacht“, sagt Esther Guluma. Die Rekrutierung der Kinder läuft stets nach demselben Schema ab: Der Menschenhändler sucht sich in einem Dorf, in dem er als wohlhabender Mann bekannt ist, eine besonders arme Familie aus. Den Eltern verspricht er ein besseres Leben für das Kind, eine gute Ausbildung, einen bezahlten Job. Doch statt in einer Schule finden sich die Kinder wenig später als Feldarbeiter in Nigeria oder als Hausmädchen in Gabun wieder. „Das ist für sie ein unvorstellbares physisches und psychisches Trauma“, sagt Esther Guluma. Dieses Trauma ist auch nach der Rückkehr in die Familien nicht überwunden. „Schließlich ist die Armut, der sie entfliehen wollten, immer noch da.“ Manchmal bedauern die Eltern sogar die Rückkehr ihrer Kinder. Unicef beginnt in Benin deshalb mit einem Programm zur Reintegration. Der Schwerpunkt der Arbeit liege aber in der Prävention, sagt Guluma: „In den Dörfern, in denen es eine Schule gibt, fallen viel weniger Kinder den Menschenhändlern zum Opfer.“

Das Geschäft mit den Kindern ist aber keineswegs nur ein Problem Afrikas oder Asiens. Auch mitten in Europa breitet es sich weiter aus. Jährlich werden in Osteuropa, vor allem in Moldawien, zehntausende Kinder als Prostituierte oder billige Arbeitskräfte verkauft – in die Staaten der Europäischen Union.

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