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Eine Frau vor ihrer Hochzeit. Im Hintergrund: der britische Premierminister David Cameron beim Nickerchen. Neben ihm: Ein Koffer mit mutmaßlich geheimen Dokumenten zu Syrien.

© Daily Telegraph

David Cameron in der Krise: Die Pannen des britischen Premiers

Fotos einer Verwandten zeigen David Cameron schlummernd auf dem Bett seiner Schwägerin. Neben ihm: Ein Koffer mit mutmaßlich geheimen Dokumenten zu Syrien, den der Premier bereits zuvor aus den Augen verlor.

Es ist ein vertrautes Bild für jeden, der schon geheiratet hat: Eine Frau posiert im Brautkleid, in der Hand hält sie ein Glas Champagner. Ungewöhnlich ist, dass hinter der Frau der britische Premierminister David Cameron auf dem Bett liegt und schläft.

Das Foto zeigt Cameron vor der Hochzeit seiner Schwägerin, kurz nach der Rückkehr vom G8-Gipfel in Sankt Petersburg, bei dem Cameron und der russische Präsident Wladimir Putin abermals über die Frage eines Eingreifens in den syrischen Bürgerkrieg aneinandergerieten. Aufgenommen wurden der schlafende Cameron und seine Schwägerin Alice Sheffield von deren Schwester Emily, die das Bild am Mittwoch im sozialen Netzwerk Instagram veröffentlichte – versehentlich, wie Sheffield über den Kurznachrichtendienst Twitter bekannte: „Ich bin der Idiot. Nur fürs Protokoll: Ich hatte acht Follower, als ich das Foto veröffentlichte, allesamt Freunde und Familie.“

Ein Koffer mit Dokumenten David Camerons liegt unbeaufsichtigt in einem öffentlichen Zug, während der britische Premierminister im Speisewagen weilt.
Ein Koffer mit Dokumenten David Camerons liegt unbeaufsichtigt in einem öffentlichen Zug, während der britische Premierminister im Speisewagen weilt.

© Daily Mirror

Äußerst ungelegen kommt Sheffields Foto-Fauxpas ausgerechnet ihrem prominentesten Verwandten David Cameron. Denn neben dem Schlafenden steht ein knallroter Aktenkoffer mit der Aufschrift „Premierminister“, den Cameron offenbar bereits zuvor aus den Augen verloren hatte. Im Zug zur Hochzeit seiner Schwägerin sei der Premierminister ins Bordbistro gegangen – und habe den Koffer mit mutmaßlich geheimen Regierungsdokumenten zu Syrien unbeaufsichtigt an seinem Platz zurückgelassen, berichtet der Daily Mirror. Das Blatt zitiert einen Mitreisenden Camerons mit den Worten: „Ich hätte den Koffer einfach mitnahmen können. Sogar der Schlüssel steckte.“

David Camerons Umfragewerte sind schlecht

Statt die Dokumente des Premierministers zu stehlen schoss der Mann nur ein Foto des Koffers. Doch die Bilder des unbeaufsichtigten Dokumenten-Koffers aus dem Zug und vom Bett der Schwägerin addieren sich in den Augen der Briten zu einem Gesamteindruck, der Cameron nicht gefallen kann. In jüngsten Umfragen fielen der Premier und seine konservativen Tories gegenüber der Labour-Partei unter ihrem Vorsitzenden Ed Milliband zurück. Cameron gilt überdies unter Kommentatoren als lahme Ente, seit sein Plan zum militärischen Eingreifen in Syrien im britischen Parlament scheiterte. Mehrere Abgeordnete seiner eigenen Partei hatten Cameron ihre Stimme verweigert und damit Geschichte geschrieben: Die Niederlage Camerons war die erste eines britischen Premiers in der Kriegsfrage seit 1782.

Pannen des Premiers ein gefundenes Fressen für die Medien

Vor diesem Hintergrund hilft Cameron wenig, dass sein Sprecher in der Koffer-Affäre flugs dementierte: Die Dokumente seien im Zug nicht unbeaufsichtigt gewesen und der Premier habe folglich auch nicht gegen die Sicherheitsrichtlinien der eigenen Regierung verstoßen.

Für die notorisch bissige britische Boulevardpresse sind die Pannen des Premiers auch so ein gefundenes Fressen. Unvergessen bleibt, dass Cameron schon seine acht Jahre alte Tochter in einem Pub vergaß. Dagegen verblassen sogar die Bilder des einsamen Koffers im Zug und seines schlummernden Besitzers auf dem Bett der Schwägerin.

Jonas Krumbein

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